User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Kommentare

Ebenfalls durchaus hörenswert,...
Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
adresscomptoir - 2022/10/25 22:33
Guardian: listed status...
Guardian: listed status für 6 Denmark Street - https://www.theguardian.co m/music/2016/mar/22/sex-pi stols-house-denmark-st-lon don-listed-status
adresscomptoir - 2022/09/09 09:53

Archiv

Oktober 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Status

Online seit 7409 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2025/03/29 21:55

Credits

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Samstag, 28. Januar 2006

Vladimir Odoevskij, das Internet und Weblogs anno 1837

Manchmal mahlen auch die Blogmühlen recht langsam: Anfang Oktober letzten Jahrs berichtete der Blogger Ivan Dezhurney (russisch) über den Literaten Vladimir Odoevskij (englisch auch: Odoevsky), der 1837 eine - erst 1926 veröffentlichte - Utopie mit dem Titel Year 4338 verfasste, in der er zumindest nach Ansicht von Dezhurney das Internet sowie Bloggen voraussagte; der Beitrag wurde von Mosnews (englisch) aufgegriffen und verbreitete sich von dort recht schnell in der englischen Blogosphäre (vgl. z.B. hier), kaum aber in der deutschsprachigen. Vielleicht wird das ja jetzt, wo Peter Plener im Kakanien-Editor-Blog darauf hingewiesen hat, anders.

Laut Mosnews und englischer Wikipedia schrieb Odoevskij in seinem Buch:

Houses are connected by means of magnetic telegraphs that allow people who live far from each other to communicate, (...)
Finally, today we received a household journal from the prime minister, where we, among others, were invited to a soiree. You need to know that in many houses, especially those well connected, such journals are published, having replaced regular correspondence. (...) The journals usually provide information about the hosts’ good or bad health, family news, various thoughts and comments, small inventions, as well as invitations; in case of a dinner invitation, also the menu. Besides, for communicating in emergency, friends' houses are connected by means of magnetic telegraphs that allow people who live far from each other to talk to each other.

Auf die schnelle habe ich übrigens folgende englisch- und deutschsprachige Literatur zu Odoevskij und seinen Utopien auffinden können:

Baumann, Winfried: Die Zukunftsperspektiven des Fürsten V. F. Odoevskij: Literatur, Futurologie und Utopie. Frankfurt am Main: Lang, 1980.

Cornwell, Neil. The life, times and milieu of V.F. Odoyevsky 1804-1869. Athens: Ohio University Press, 1986.

Koschmal, Walter: Die Utopie und ihre künstlerische Realisierung bei Odoevskij und Brjusov, in: Grübel, Rainer (Hg.): Russische Erzählung. Utrechter Symposium zur Theorie und Geschichte der russischen Erzählung im 19. und 20. Jahrhundert. (=Studies in Slavic Literature and Poetics. 6.) Amsterdam u.a.: Rodopi, 1984, S. 195-238.

Levitsky, Alexander: V.F. Odoevskij’s The Year 4338: Eutopia or Dystopia?, in: Mandelker, Amy/Reeder, Roberta (Hg.): The Supernatural in Slavic and Baltic Literature: Essays in Honor of Victor Terras. Columbus: Slavica Publishers, Inc., 1988, S. 72-82.

Neuenschwander, Dennis Bramwell: Themes in russian utopian fiction: A study of the utopian works of M. M. Shcherbatov, A. Ulybyshev, F. V. Bulgarin and V. F. Odoevskij. Ann Arbor, Mich.: UMI, 1981.

Eine englische Übersetzung von Odoevskijs Year 4338 ist ebenfalls greifbar:

Odoevski, V.F.: The Year 4338. Letters from Petersburg, in: Fetzer, Leland (Hg.): Pre-Revolutionary Russian Science Fiction: An Anthology (Seven Utopias and a Dream). Ann Arbor: Ardis, 1982, S. 38-57.

Nachtrag: Der Text ist auch in deutscher Übersetzung greifbar:

Odojewskij, Wladimir Fjodorowitsch: Das Jahr 4338, in: Schneider, Martin (Hg.): Erzählungen der russischen Romantik. Stuttgart: Reclam UB 8629, 1990, S. 292-328.

Erstveröffentlichung der Übersetzung in: Müller-Kamp, Erich (Hg.): Der Polarstern. Ein Spiegel der russischen Romantik. Hamburg/München: Ellermann, 1963, S. 422-464.

Nachtrag 2: Hier die betreffende Textpassage komplett und in deutscher Übersetzung.

Freitag, 27. Januar 2006

Hausnummern auf Flickr

Hübsch: Auf Flickr gibt's jede Menge Hausnummern-Fotos, u.a. ein eigenes Set zu Berliner Hausnummern.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Homepage von Meike Lauggas

Nun hat auch die Historikerin Meike Lauggas, Autorin von Mädchenbildung bildet Mädchen, eine eigene Homepage, die Auskunft gibt über bio- und bibliographisches.

Mittwoch, 25. Januar 2006

Horkheimer/Adorno als Comic

Ist ja süß: Valie Dee und Chrissie Kay haben einen Fotoroman mit Comicelementen erstellt, der Duckdialectics heisst und eine Illustration zu Horkheimer/Adornos Kulturindustrie-Kapitel in der Dialektik der Aufklärung bietet. Eine Rezension ist hier erschienen, nähere Infos gibt's hier und hier.

Dienstag, 24. Januar 2006

Das Adresscomptoir des Johann Wilhelm Friedrich Hager, Altona 1773ff

Erfolgreich mit dem Ansinnen, in Altona ein Adresscomptoir einzurichten, wird erst im Jahr 1773 der Zeitungsmacher Johann Wilhelm Friedrich Hager sein. Er besitzt bereits seit 1766 die Konzession, in Flensburg ein Adresscomptoir zu betreiben, doch dessen wöchentlich herausgegebene Nachrichten hatten einen zu geringen Absatz, weswegen er gezwungen war, dessen Tätigkeit einzustellen. Stattdessen bittet er darum, das Adresscomptoir nach Altona zu verlegen, da diese Stadt weit volckreicher sei und daher besser für die Einrichtung eines Adresscomptoirs geeignet sei. Diesmal sieht die deutsche Kanzlei keine Bedenken, im August 1773 erhält Hager die Konzession, sein Adresscomptoir nach Altona zu verlegen. Ein- bis zweimal die Woche wird er nun ein eigenes Blatt herausgeben, das den Titel Altonaer Adreß-Comtoir-Nachrichten trägt und in erster Linie aus Annoncen besteht. Wenn jemand eine Liegenschaft oder Wohnung mieten oder vermieten will, etwas zu kaufen oder zu verkaufen gedenkt, dann wird dies in der Zeitung abgedruckt; dienstsuchende Personen können ein Stellengesuch abgeben, genauso wie offene Arbeitsplätze angezeigt werden; weiters sollen ankommende und durchreisende Passagiere und Schiffe vermerkt werden. Zusätzlich werden bevorstehende Auktionen angekündigt und darüber hinaus gelehrte Sachen und andere nützliche Abhandlungen in der Zeitung zum Abdruck kommen. Kurz, es soll dadurch allen und jeden eine sehr bequeme Addreßirungs-Stelle zu Ihren etwannigen Angelegenheiten, die Sie dem einheimischen, oder auswärtigen Publico durch öffentlichen Druck bekannt zu machen gewilliget würden, zuwege gebracht werden. Beispiele für solche Annoncen lesen sich folgendermaßen: Zu verkaufen. [Absatz] Ein in der grünen Straße belegenes, sehr bequem eingerichtetes, und mit einem schönen Garten versehenes Haus, wird vor einen billigen Preis zum Verkauf angeboten. Liebhabere können hievon das Nähere im Addres-Comtoir erfahren. oder: Wann jemand ein halb Dutzend brauchbare Stühle, mit Plüsch überzogenen losen Sitzen, für einen billigen Preis zu verkaufen gewilliget ist, dem kann im Addres-Comtoir ein Käufer dazu angewiesen werden. Es gibt auch Verlustanzeigen: Verlohrnes. [Absatz] Am letztverwichenen Sonnabend hat jemand eine stählerne englische Uhrkette, woran ein mit den verzogenen Buchstaben; J. M. K. ausgestochenes silbernes Pettschaft, nebst zwey vergoldeten Uhrschlüsseln befindlich, in der Elb-Straße verlohren. Wer etwan dieselbe mögte gefunden haben, und es im Addres-Comtoir anmelden wird, soll, bey der Auslieferung, von dem Eigener ein raisonnables Douceur erhalten.
Dabei beschränkt sich die Tätigkeit des Adresscomptoirs nicht darauf, ein Annoncenblatt zu produzieren. Es dient auch als Verkaufsstelle für allerlei Waren, die in den Adreß-Comtoir-Nachrichten angepriesen werden. So kann, wer denn Lust daran hat, [d]as in und ausserhalb Deutschlands rühmlich bekannte Pompadourische Zahnpulver, welches als ein besonderes Geheimniß für den alleinigen Gebrauch der Marquise von Pompadour bestimmt war, und bey ihren Lebzeiten nur einigen wenigen hohen Häuptern und vornehmen Personen mitgetheilet wurde erstehen. Es thut dasselbe wunderswürdige Wirkungen in geschwinder Reinigung der Zähne von allen [!] Tartaro oder Weinstein, stärket das Zahnfleisch, erhält das Email der Zähne, welche die mehresten andern Zahnpulver abätzen, macht die Zähne vollkommen vest, weiß und glänzend, und beugt den Schmerzen derselben vor. Kostet die versiegelte Büchse, nebst Gebrauchzettel (in deutsch und franz. Sprache) 1 Mk 8 ß[chil]l[ing]. Auch Schönheitscremen, Frostsalben, Rattenpulver sowie Bücher und Lissabonsche Chokolade, von vorzüglicher Güte können im Adresscomptoir gekauft werden. Das Adresscomptoir kann sich über Jahrzehnte hindurch halten, die letzte Ausgabe der Zeitung erscheint 1855.

Landesarchiv Schleswig Holstein, Schleswig, Abt. 65.2 Nr. 685 I: Gesuch Hager an den dänischen König, Kopenhagen 13.6.1773; Concession, Friedensberg 11.8.1773. Siehe dazu die umfassende Edition von: Marwedel, Günter: Die königlich privilegirte Altonaer Adreß-Comtoir-Nachrichten und die Juden in Altona. Hamburg: Christians, 1993; vgl. auch Böning, Holger: Periodische Presse. Kommunikation und Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen: Edition lumière, 2002, S. 207-221.

Montag, 23. Januar 2006

"...der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig"

Ist zwar schon vor längerer Zeit erschienen, trotzdem nett: Eine erste Rezension der von Michael Hochedlinger und mir herausgegebenen Edition der Politischen Anmerkungen des Hofkriegsrates auf geschichte-tirol.com.

Sonntag, 22. Januar 2006

Projekt eines Adress- und Botschaftscomptoirs von Christian Troye, Altona 1767

35 Jahre nach Rudolph Georg Fochts vergeblichem Bemühen, in Altona ein Adresscomptoir einzurichten, wird wieder ein ähnliches Projekt vorgeschlagen, das die Dienste einer Stadtpost mit einem Annoncenblatt vereinen will. Diesmal ist es der aus Janau nach Altona gezogene Christian Troye, der 1767 um ein Privileg für ein Addresh- und BotschaftsComtoir ansucht; er möchte der Altonaer Kaufmannschaft, zumal bei schlechter Witterung, den Gang nach der Hamburger Börse zur Abholung der Post ersparen, weswegen er eine Botschaft zwischen Hamburg und Altona einrichten möchte. Dies hätte auch den Vorteil, dass nicht länger unentbehrliche Dienstboten oder eigene Arbeitsleute dazu herangezogen werden müssten, die Post zu besorgen; für jeden Brief wäre ein Schilling Porto zu bezahlen. [O]hnzertrenlich damit verknüpft solle das Adresscomptoir sein, durch welches all iner Angelegenheiten, sie haben Nahmen, wie sie wollen, unter einander am leichtesten bekandt gemacht werden [könnten], wie auch ankommende Fremde, dadurch Gelegenheit fänden, ihre Dienste der Stadt, ohne langes Nachsuchen, sogleich erkennen geben zu können. Das Intelligenzblatt, das Troye begründen möchte, trägt den Namen Königlich privilegirte Altonaische Frag- undt Anzeigungen, ein handschriftlicher Entwurf dazu liegt dem Gesuch bei, er enthält Nachrichten über Waren, die zu verkaufen oder kaufen gesucht sind, Stellenanzeigen, Angebote zu vermietender Häuser, Verlust- und Fundmeldungen, Berichte über an- und abfahrende Schiffe, Getreidepreise, Währungskurse und Tauf- Trauungs- und Sterbemeldungen. Der Gedanke dazu sei eintzig aus einem redlich bürgerlichen Hertzen entsprungen. In einem weiteren Schreiben unterstreicht Troye die Nützlichkeit insbesondere der Stellenanzeigen: Die dientsuchenden Fremden seien die Addresh-Häuser von auswärts her gewohnt, ohne die sie lange und ihre Ersparnisse verzehrend sich in Wirtshäusern einquartieren müssten; wenn sie bei der Stellensuche scheiterten, müssten sie betrübt, ja schier nackend wieder von dannen weichen und würden vielleicht StraßenRäuber werden. Der Rat der Stadt Altona spricht sich gegen Troyes Gesuch aus; was das Adresscomptoir betreffe, so sei es lächerlich, Tauf-, Trau- und Sterbefälle auf die geplante Weise publik zu machen; Auktionen öffentlich anzukündigen, sei zwar vielleicht nützlich, aber nicht wirklich notwendig, da kleine Auktionen ohnehin durch öffentliche Ausrufer und Privat-Notificationen bekannt gemacht werden und größere Auktionen in den schon bestehenden öffentlichen Zeitungen angekündigt werden. Die Versteigerung von Liegenschaften wiederum werde von der Kanzel und durch Anschläge an die KirchenThüren verkündigt. Weiters bezweifelt der Rat, dass Troye fähig wäre, sein Intelligenzblatt mit genügend Nachrichten zu füllen; bekäme er ein ausschließliches Privileg, würde ein anderer, Fähigerer in Zukunft daran gehindert, ein solches Blatt herauszugeben. Was das Botschaftscomptoir betrifft, so weiss der Rat zwar darum, dass ein solches von der hiesigen Kaufmannschaft bereits öfters bedacht wurde, hat aber den Einwand, dass Troye nicht fähig ist, eine Kaution dafür zu hinterlegen. Die deutsche Kanzlei in Kopenhagen schliesst sich dieser ablehnenden Stellungnahme an, das Projekt wird ad acta gelegt.

Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig, Abt. 65.2 Nr. 685 I: Gesuch Troye an dänischen König, pr. 4.6.1767; Beilage Lit.A: Entwurf Altonaische Frag- undt Anzeigungen; Schreiben Troye an den Rat der Stadt Altona, 23.7.1767; Schreiben Troye an Geheimrat Göhler, 8.9.1767; Rat der Stadt Altona an Conferenzrat und Oberpräsident Göhler, 31.8.1767; Bescheid der Deutschen Kanzlei an Christian Troye, Kopenhagen 3.10.1767.

Samstag, 21. Januar 2006

Von der Gleichmacherei der Hausnummer

Der Chronist des Pariser Stadtlebens, Louis-Sébastien Mercier, weiss nur zu genau um die gleichmacherische Wirkung der Hausnummern. Er berichtet davon, dass ihre Einführung in Paris gestoppt wurde; über die Gründe kann er nur spekulieren: Vielleicht wollen die hocherrschaftlichen Toreinfahrten nicht mit einer Nummer beschrieben werden, denn wohin würde dass schon führen, wenn das Stadthaus des Herrn Rats, des Generalpächters und des Herrn Bischofs einer gemeinen Nummer unterworfen wäre? Was würde da all der hochmütige Marmor nützen? Alle wollen Cäsar gleichen, keiner möchte in Rom der zweite sein; es könnte doch glatt sein, dass eine noble Toreinfahrt nach einer nichtadligen Werkstatt nummeriert würde, was eine Prise Gleichheit mit sich brächte, vor deren Etablierung man sich wohl hüten muss.

Mercier, Louis-Sébastien: Tableau de Paris. Amsterdam 1782, Kap.170, S.203f. [Gallica]

Freitag, 20. Januar 2006

Paradoxien der Romantik

Schön langsam kündigt er sich an, ein von mir mitherausgegebener Sammelband, der wegen Finanzierungsproblemen mit großer Verzögerung erscheint: Paradoxien der Romantik heisst er und beinhaltet die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das sich mit der wechselvollen Geschichte der Romantik in Wien Anfang des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat (Projekthomepage). Ich selbst bin ja während der Arbeit an diesem Projekt zum Fan der Wiener Spätaufklärer geworden, die die nach Wien einreisenden Romantiker (z.B. Friedrich Schlegel oder Adam Müller) zum Teil mit deren eigenen Methoden bekämpft haben; besonders Joseph Schreyvogel, der Karl Kraus des frühen 19. Jahrhunderts, hat es mir angetan. Ich plane auch, demnächst ein paar Ausschnitte aus meinem Beitrag zum Band in diesem Weblog zu veröffentlichen.
Wer will, kann den Band zum Vorzugspreis von 35,1 Euro beim Verlag vorbestellen, Bestellformular mitsamt Inhaltsverzeichnis (PDF) gibt es auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik.

Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hrsg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien: WUV, 2006.

Donnerstag, 19. Januar 2006

Projekt eines Adress- und Correspondenzcomptoirs von Rudolph Georg Focht, Altona 1732

Im August 1732 reicht Rudolph Georg Focht, seit einigen Jahren in Altona ansässig, beim dänischen König ein Gesuch ein: Er möchte in Altona und Hamburg auf eigene Kosten ein Addrehse- und Correspondence Comtoir etablieren und bittet darum, für dieses das Königliche Wappen verwenden zu dürfen sowie mit dem Charakter eines Addrehse-Meister[s] oder Commihsairs ernannt zu werden. Spezifisch für dieses Projekt ist, dass es in erster Linie der besseren Briefförderung zwischen Hamburg und Altona dienen soll. Nach der Darstellung Fochts werden die in Hamburg ankommenden, für Altonaer Kaufleute bestimmten Briefe von den ordinairen Hamburger Briefträger nicht schnell genug ausgetragen; sie würden zuerst die nach Hamburg gehörigen Briefe bestellen und die anderen, nach Altona und ins Holsteinische gehörige einen oder wohl mehr Post-Tage bey sich liegen lassen, was den Kaufleuten naheliegender Weise erheblichen Schaden zuwachsen lassen würde. Focht möchte nun in Hamburg und Altona an eine[m] bequemen und wohl gelegenen Orte ein Comtoir anlegen, das für eine geringe Gebühr den Briefverkehr zwischen Hamburg und Altona übernehmen würde. Darüber hinaus möchte Focht nach Vorbild der preußischen und hannoveranischen addrehse oder intelligenz-Comtoirs einen wöchentlich erscheinenden Intelligenz-Zettel herausgeben: [W]ann jemand etwa liegende oder fahrende Gühter zu verkauffen oder zu kauffen, Capitalien zu negotiiren oder auszuthun gesonnen, auch ein und anderen geschickten Bedienten zum Verwalter, Hofmeister oder dergleichen verlangte, oder auch sonst etwas dem publico kund zu machen, oder zu wißen nötig erachtete könnte er dies bey dem Addrehse Comtor bekand machen und in dem Blatt solche avertishements, nova und curiosa, welche man in denen ordinairen Zeitungen nicht findet, veröffentlichen.
In der Folge bittet das Altonaer Magistrat den Postmeister Peter Friesen sowie mehrere Kaufleute um Stellungnahmen zu Fochts Projekt; der Postmeister ist dagegen: Confusion und (...) inconvenientien würden entstehen, es wäre mehr Schädlich als nützlich sowie unnötig, da die Altonaer Kaufleute die bei der Hamburger Börse einlangenden, an sie adressierten Briefe ohnehin durch eigene Bediente abholen lassen würden. Auch die Kaufleute betonen, dass die meisten von ihnen ihre eigene Addreshen bey ihren guten Freunden in Hamburg hätten und sprechen sich gegen einen Zwang aus, ihre Korrespondenz über das geplante Adresscomptoir auszurichten; weiters bezweifeln sie den Nutzen des Intelligenzzettels. Insgesamt aber sind sie dem Projekt wohlgesonnen, verlangen allerdings, dass Focht eine Kaution stelle. Diese Befürwortung nutzt nichts; das Projekt wird von der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen abgelehnt.

Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig, Abt. 65.2 Nr. 685 I: Ansuchen Fochts an den dänischen König, Altona 1.8.1732; Project zu Antragung eines Addresse oder intelligentz-Comtoirs, undatiert [1732]; Bericht Postmeister Friesen, Altona 9.12.1732; Kaufleute an den Magistrat der Stadt Altona, 22.12.1732; Deutsche Kanzlei an Präsident, Bürgermeister und Rat der Stadt Altona, Kopenhagen 10.2.1733.