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Ebenfalls durchaus hörenswert,...
Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
adresscomptoir - 2022/10/25 22:33
Guardian: listed status...
Guardian: listed status für 6 Denmark Street - https://www.theguardian.co m/music/2016/mar/22/sex-pi stols-house-denmark-st-lon don-listed-status
adresscomptoir - 2022/09/09 09:53

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Adressbueros

Sonntag, 9. Dezember 2007

Vom "abgeschnittenen Weiberkopf", 1782

Wie schon im Falle des Wiener Kundschaftsblatts (vgl. hier) finden sich übrigens auch in manchen Jahrgängen des Prager Kundschaftsblatts als eben solche titulierte Mordsgeschichten, die die Lektüre doch etwas abwechslungsreicher machen. Eine davon lautet z.B. wie folgt:

Mordgeschichte. [Absatz] Den 30. Oktober ist zu Straßburg eine unerhörte Mordthat begangen worden. Des Morgens fand man an der Münsterkirche einen abgeschnittenen Weiberkopf, und nicht weit davon zogen die Waschweiber aus dem Wasser die 2 Füsse mit denen Schenkeln, kurz von dem Leib, oder Rumpf, recht anatomisch weggeschnitten, in ein alt Tuch eingewickelt, nebst dem Herz und der Miltz, der Rumpf aber fehlet noch. Der Magistrat ließ den Kopf zur Schau ausstellen, ob ihn etwa jemand kenne. Da fand sichs, daß es ein 17jähriges Mädgen war, deren Eltern gestorben. So viel man glaubt, ist diese That in einem Bordel geschehen.

Prager interessante Nachrichten, nebst der eigentlichen Intelligenz aus dem k.k. Frag- und Kundschaftsamte. Von Vincenz Victorin Pruscha dieses k.k. Amtes Direkteur herausgegeben, 16.11.1782, Nr. 46, nicht paginiert. NKP, Signatur 65 D 397/1782

Samstag, 8. Dezember 2007

Die ersten Jahre des Prager Fragamts

Ich habe nun meine Recherchen in Prag weitgehend abgeschlossen und konnte wenigstens ein paar interessante Informationen zum Prager Fragamt ausfindig machen. Die gesetzlichen Grundlagen dafür wurden mit dem Patent vom 4.9.1747 geschaffen, das die Gründung eines Versatzamts in Prag ankündigte.1 Vorbild für das Prager Patent war das entsprechende Patent für das Wiener Versatzamt von 1707, und so wurden auch die darin enthaltenen Bestimmungen zur Einrichtung eines Fragamts fast wortwörtlich übernommen, nur mit dem Unterschied, dass die Einschreibung des Anliegens in das Protokoll gegen Darreichung eines willkührlichen Allmosen-Geldes in die daselbst hangende Spar-Büchsen, wie er es begehret erfolgen sollte und nicht wie im Wiener Fall mit 17 Kreuzer festgelegt war. Es sollte allerdings bis 1750 dauern, bis ein gewisser Johann Lobstein vorschlug, das Fragamt einzurichten, das schließlich 1752 Joseph Ferdinand Bock übertragen wurde. Die ersten Kundschaftsblätter sollen übrigens noch in diesem Jahr erschienen sein, zumindest wird in den Akten einmal ein FragAmtsBlat sub N°8 dd° 4.Xbrus 1752 erwähnt;2 das früheste erhaltene Exemplar eines solchen Blatts scheint das einem Akt beiliegende vom 29.1.1753 zu sein, das ja bereits von Przedak abgedruckt wurde.3
An interessanten Materialien erhalten ist u.a. eine Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben für 1753, aus der hervorgeht, das von einer wöchentlichen Auflage von 350 Stück 96 bis 223 verkauft und nicht weniger als 57 Stück als Belegexemplare verteilt wurden. Auch eine Liste mit den Einschreibgebühren sowie einer kurzen Aufstellung der begehrten oder angebotenen Dinge oder Dienste ist für dieses Jahr vorhanden; daraus geht hervor, dass die Einschreibgebühr 6 Kreuzer betrug.4
Interessant ist dann auch noch ein Verbesserungsvorschlag durch den Buchdrucker Ignatz Franz Pruscha, der das Fragamt ab 1757 innehatte. Darin möchte er das Fragamt mehr als bisher für die Vermittlung von Dienstbotinnen und Dienstboten einsetzen, geradezu zu einem regelrechten Dienstbotenamt ausbauen sowie Transportdienste vermitteln.5

(1) Narodní Archiv (NA), Patenty, 1747 záři 4
(2) NA, ČG-Publ. 1748-1755, O 3, Kt.130, Aktennotiz, 19.1.1763
(3) NA, ČG-Publ. 1748-1755, O 3, Kt.130, In Königreich Böheim. Wochentliche Frag- und Anzeigs-Nachrichten, 29.1.1753; PRZEDAK, A[dolar]. G[uido].: Das Prager Intelligenzblatt. Kulturgeschichtliche Bilder aus dem alten Prag. Prag: Statthalterei-Buchdruckerei, 1918, S.30-39.
(4) NA, ČG-Publ. 1748-1755, O 3, Kt.130, „Berechnung Über den a 1ma Aprilis Anno 1753 intuito des Neuerrichteten Frag-Ambts für die gewöhnl: Wochenblätter a Nro 13 bis ad Nro 52 inclusive dann an Einschreibgebühnüssen, Eingekommenen Geld Empfang, und respective Ausgaab“, undatiert.
(5) NA, ČG-Publ. 1756-1763, N 3, Kt.215, Verbesserungsvorschlag von Pruscha, undatiert

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Auf den Spuren des Prager Kundschaftsblatt - 2

Erfreulicherweise klappte es recht problemlos, die Mikrofiches mit ein paar Jahrgängen des Prager Kundschaftsblattes von der Bibliothek der Fakulta sociálních věd der Karlsuniversität an die Prager Nationalbibliothek zu transferieren, und mittlerweile habe ich sie mir auch schon durchgesehen. Folgende Jahrgänge - und damit mehr als bei Laiske angegeben - waren dort vorhanden: 1754, 1755, 1757-1769 (einzelne Nummern fehlen, insbesondere bei den Jahrgängen 1762 und 1769). Sehr ergiebig war das ganze nicht, aber es ist halt eine notwendige Arbeit. Ich hoffe auch, dass ich demnächst herausbekomme, an wen die Originalbände restituiert wurden.
Im übrigen habe ich auch einen Ausflug zum Hauptsitz des Prager Narodní Archiv gemacht, der sich im am Prager Stadtrand gelegenen Chodovec befindet. Die Bibliothek dort ist ziemlich beeindruckend, in den verschiedenen Katalogen konnte ich allerdings keine Exemplare des Kundschaftsblatts ausfindig machen.

Montag, 3. Dezember 2007

Jour Fixe Kulturwissenschaften

In einer Woche sollte ich wieder in Wien sein, und da findet nun endgültig mein Vortrag beim Jour Fixe Kulturwissenschaften der Kommission für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte auf der Österreichischen Akademie der Wissenschaften statt.

Titel: Informationsvermittlung in der Frühen Neuzeit: Théophraste Renaudot und das „Bureau d’Adresse“ [Abstract (PDF)]
(Aber versprochen: Am Anfang wird's auch ein bisschen über offene Fragen der Hausnummernforschung gehen!)

Ort: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hauptgebäude, Dr. Ignaz Seipel–Platz 2, 2. Stock, 1010 Wien
Zeit: Mo 10.12.2007, 15 Uhr

Mittwoch, 28. November 2007

Auf den Spuren des Prager Kundschaftsblatt

Vermutlich ab Ende 1752 erschien in Prag das vom dortigen Fragamt herausgegebene Kundschaftsblatt unter wechselndem Titel, zB (Angaben unvollständig):

1753: In Königreich Böheim. Wochentliche Frag- und Anzeigs-Nachrichten
1768: Im Königreich Böheim. Wochentliche Nachrichten aus dem Pragerischen Frag- und Kundschaffts-Amt.
1777: Prager Intelligenzblatt aus dem k.k. privilegirten Frag- und Kundschaftsamte.
1778: Neu verbessertes Prager Real Conversations Intelligenzblatt aus dem k.k. privilegirten Frag- und Kundschaftsamte.
1781: Prager interessante Nachrichten, aus dem k.k. priv. Frag- und Kundschaftsamte.
1791: Prager Staats- und gelehrte Nachrichten, nebst dem eigentlichen Intelligenzblatte aus dem k.k. Frag- u. Kundschaftsamte.

Die Suche nach den ersten Jahrgängen dieses Intelligenzblatts, gestattet sich hier in Prag gar nicht so einfach, sondern hat auch einen leicht kriminologischen Touch.
In Laiskes Zeitschriften-Bibliographie aus dem Jahr 1959 habe ich Hinweise auf ein paar frühe Jahrgänge (nämlich: 1757, 1759-1760, 1762, 1764, 1766, 1768-1769) in der Institution "NSÚ", dem Journalistischen Studieninstitut gefunden [Infos zur Bestandgeschichte hier], allerdings gab es dort keine Angabe der Signatur. Die genannte Einrichtung gehört mittlerweile zur Fakultät der Sozialwissenschaften der Prager Karls-Universität, also war ich letzte Woche in deren Bibliothek, allein: In deren diversen Katalogen ließ sich die Zeitschrift nicht auffinden.
Heute nun konnte ich von einer dortigen sehr hilfsbereiten Bibliothekarin erfahren, dass die Bände des gesuchten Blatts 1990 restituiert wurden, wobei sie mir nicht sagen konnte, an wen; dies muss sie erst recherchieren. Immerhin, Mikrofiches von den Bänden wurden angefertigt. Nun aber das nächste Problem: In der besagten Bibliothek gibt es kein Mikrofichelesegerät, wenn man mal das beiseite lässt, das sich in schlechtem Zustand 70 Kilometer außerhalb Prags befindet. Also habe ich folgenden Weg beschritten: Ich bin zur nur ein paar hundert Meter weiter entfernten tschechischen Nationalbibliothek gegangen, und habe gefragt, ob die tschechische NB von der Fakultätsbibliothek die Mikrofiches ausleihen kann, damit ich sie mir dort anschauen kann. Bin ja neugierig, ob das noch klappt, während ich in Prag bin!
Die laut Laiske in der Strahover Bibliothek befindlichen Exemplare konnte ich immerhin im (bislang nur bis zum Buchstaben L digitalisierten) Zettelkatalog ausfindig machen, unter dem Eintrag "Nachrichten" (Signatur AT XVIII; Jahrgänge laut Katalog: 1764-1772, 1778, 1779, 1780; Signatur A V XVIII: 1786, 1788, 1790-1795). Mehr demnächst.

Laiske, Miroslav: Časopisectví v Čechách 1650-1847. Prag: Národní Knihovna, 1959, S. 53.

Dienstag, 13. November 2007

Prag

PragHradcany_001_Burg

Ich bin nun in Prag eingelangt, wo ich in den nächsten Wochen im Národní archiv zum Prager Fragamt recherchieren werde. Hausnummernmäßig wird's vielleicht auch noch einige Funde geben, auf jeden Fall möchte ich auf der Prager Burg (hier die Orientierungs- und Konskriptionsnummer in aktueller Ausführung) die handschriftliche (oder besser: -malerische) Ausführung der Nummer 1 aufnehmen, die am Matthiastor angebracht ist.

Montag, 17. September 2007

Die Schreib- und Kopeystube des Wenzel Augustin Wersak, Wien 1783

Nicolai geht in seinem Reisebericht über Wien kurz auf folgende Dienstleistungsstätte ein:
Im Hornung 1783 hat ein Herr Wenzel Augustin Wersak, der Schreib- und Kopeystube Unternehmer und Direktor, auf dem hohen Markte Nro. 489. eine Universal-Schreib- und Kopeystube errichtet. Daselbst will er alle Gattungen von Schriften kopiren, Wirthschafts- und Handlungsrechnungen übersehen und in Ordnung bringen, Uebersetzungen aus der deutschen, lateinischen, französischen, wälschen, ungarischen, böhmischen Sprache machen, Briefe oder Aufsätze verfassen. Dabey bietet er hohen Herrschaften und allen, welche zu Beförderung ihrer Geschäfte sich keine Sekretare oder Kanzellisten halten wollen, in aller Unterthänigkeit seine Dienste an; und jedwedem, der auf dem Wege ist, und doch etwas aufzeichnen will, bietet er seine Universal-Schreib- und Kopeystube dazu an.
Weiters erwähnt Nicolai, dass Wersaks später seine Dienstleistungen noch ausgedehnt hat:
Einige Monate nachher hat Herr Wersak auch ein Dienstanzeigungskomtor errichtet, wo Dienstsuchende Personen sich melden, und diejenigen die solche brauchen, sie finden können.

NICOLAI, Friedrich: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781. Berlin/Stettin 1783. ND Hildesheim u.a.: Olms, 1994. (=Gesammelte Werke; 16. Hg. von FABIAN, Bernhard/SPIECKERMANN, Marie-Luise), S. LXVIII, 275 f.

Sonntag, 29. Juli 2007

Ein Kundschaftsblatt ohne Fragamt: Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain, 1775/1776

Ungewöhnlich, aber auch diesen Fall gibt es: Ein Kundschaftsblatt ohne dazugehöriges Fragamt. Im Falle Laibachs ist es die 1767 gegründete kaiserl. Königl. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nüzlichen Künste im Herzogthum Krain, die in einer eigenen, mit 31.12.1774 datierten Nachricht die Herausgabe eines bei Johann Friedrich Eger verlegten Kundschaftsblatt ankündigt. Es soll hauptsächlich zur Verbreitung von an die Landwirte adressierten ökonomischen Abhandlungen dienen; gleich in der ersten Ausgabe erscheint ein Artikel über die Anwendung des Akazien-Laubs zur Fütterung des Viehes, weitere Beiträge im Jahrgang 1775 geben sich eher martialisch gegenüber unerwünschtem Getier (Blattwürmer zu tödten oder Spazen wie sie ausgerottet worden, auch Maulwürfe ob sie vielleicht durch Ricinium Communem Lin. oder Wunderbaum zu vertreiben) oder behandeln Themen wie Maulbeerbäume Beobachtung bzw. Rauchfang einen brennenden zu löschen.
Doch die genannte Nachricht kündigt auch andere Rubriken an, die für ein Intelligenzblatt weit üblicher sind, wie die Veröffentlichung von Patenten und Verordnungen, von gerichtlichen Edikten, von Versteigerungen und öffentlichen Verkäufen, von verlustig gegangenen Gegenstände, zu müthen angebotener Immobilien, Angaben zu privat vergebenen Krediten, Marktpreisen, über durchreisende Passagiere, die Nennung der Namen von Verstorbenen (im übrigen mitsamt Hausnummern). Auffällig ist, dass in dieser Aufzählung ein Punkt fehlt: Die Anzeige von privaten Verkäufen von mobilen Gegenständen; damit wird eine der am meisten charakteristischen Funktionen eines Adressbüros, nämlich als Verkaufsagentur zu dienen, nicht erfüllt. Es wäre freilich zu überprüfen, ob nicht doch private Verkaufsanzeigen im Kundschaftsblatt vorkommen. Ein Jahrgang dieses Blatts war übrigens für 2 Gulden 30 Kreuzer, die einzelne Ausgabe - ein einschichtiges Wochenblatt - für 5 Kreuzer zu haben; auswärtige LeserInnen - auch für diese sollte das Blatt Vergnügen bereiten - konnten den Jahrgang über die Post um 4 Gulden 30 Kreuzer beziehen.
Näher beschäftigt mit diesem Blatt hat sich Tanja Žigon; ihrem Eindruck nach wurde diese Publikation mit der Zeit immer mehr zu einem langweiligen, geistlosen, 'geschäftlichen Informationsorgan', erst im 2. Jahrgang wurde der Inhalt etwas attraktiver, durch die Einführung der Rubrik Polizey und durch den Abdruck spannender, märchenhafter Geschichten (S.245-247). Der Redakteur des Blatts blieb übrigens wie auch sonst zu dieser Zeit üblich anonym; laut Žigon handelte es sich bei ihm aber um Balthasar Hacquet oder Gregor Schöttl.

ŽIGON, Tanja: "Wochentliches Kundschaftsblatt" - Das erste wöchentliche Blatt in Ljubljana (1775-1776), in: Zagreber Germanistische Beiträge, 12.2003, S. 231-255.

Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain, Laibach 1775. - Dank an Tanja Žigon für die Überlassung von Aufnahmen des Blatts.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Marpergers Meßadresscontoir, 1710 oder: von Amazon über Google nach Köln

Manchmal braucht man dank der diversen Digitalisierungsprojekte gar nicht mehr auf gedruckte Bücher zurückgreifen, sondern es ist nur nötig, zwischen den Projekten hin- und her zu jonglieren und dann dabei noch Google einzusetzen. Als Beispiel dafür kann ich das Auffinden einer Erwähnung von Adressbüros zur Unterstützung des Kaufmanns in einem Buch von Paul Jacob Marperger anführen:
marperger_1
Ich suchte mit Amazons Search Inside nach dem Begriff „Adressbüro“ und bekam als Ergebnis einen Eintrag im Deutschen Fremdwörterbuch zum Begriff der „Adresse“; dort war u. a. zu lesen:
marperger_2
Ein MeßAdreßContoir also, erwähnt in einem Buch von Marperger, Titelkürzel MJ, erschienen 1711, Band 1, Seite 390.(*) Mittels Search Inside innerhalb des Buchs (nach dem im Inhaltsverzeichnis eruierten Begriff „Zweitquellen“) konnte ich dann noch aus Amazon die bibliographischen Angaben von Schirmer herauskitzeln, der mich interessierende Marperger wird aber nicht erwähnt. Nun also schnell Marperger in der Wikipedia nachgesehen, dort aber Fehlanzeige, das Verzeichnis seiner Werke ist dort nur schmal und bei den Reprints werden die Originalerscheinungsjahre nicht erwähnt. Also Google, Suche nach Marperger 1711; voila: unter den Ergebnissen findet sich auch der Hinweis auf eine Beschreibung der Messen und Jahr-Märckte von 1711 (mit dem KVK wär’s selbstredend auch gegangen). Schnell geht’s weiter mit Google, Marperger "Beschreibung der Messen"; und schon kommt das Digitalisat von der Uni Köln (wenn auch mit dem Erscheinungsjahr 1710).
Dort dann die Erwähnung des Meß-Adress-Contoirs, in einem Kapitel, das die Tätigkeiten eines Kaufmanns auf der Messe beschreibt; es wird an dieser Stelle eine Arbeitsvermittlungsstelle für die auf der Messe benötigten so genannten Marckt-Helffers und Handlangers oder Tag-Löhners (389) verstanden:
Und wolte ich dißfalls als ein sonderbares und zur Aufnahm der Meß gereichendes Arcanum ein so genanntes Meß-Adress-Contoir recommendiret haben, welches die beeydigte Stadtmäcklers oder Sensalen halten müste, in welchem alle diejenige Kauf-Dieners oder Jungen, welche Herren, oder die Herren, so Jungen suchten, sich angeben, ihre Namen anschreiben, und fernere Nachweisung gegen Erlegung einer gewissen leidlichen Discretion gewärtig seyn müsten, in welchen Fall die Mäcklers dergleichen sich angebende und Dienst-suchende Leute vorhero examiniren und ihres Thuns und Lassens halber genaue Nachricht einziehen, und folglich den Herrn oder Kauffmann, der einen Jungen oder Diener suchet, so viel sicherer bedienen könten. Wann auch so gleich in einem solchen Adress-Contoir (von dessen grossen Nutzen in einer Stadt unser neu-eröffnetes Adress-Contoir ausführlich handelt,) ein Notarius bestellet wäre, der so gleich die zwischen Herrn und Diener aufzurichtende Contracten verfertigte, (sonderlich wann sich einige gesessene Leute vor den in Dienst tretenden Jungen oder Diener bürglich einliessen, in welchem Fall ein Notariale Instrumentum allerdings nothwendig seyn will,) so gienge ein Kauffmann so viel sicherer, erspahrte auch die Müh des selbst-Aufsetzens des Contracts, und sonderlich die in denen Meß-Zeiten sehr nütze und kostbare Zeit, wäre auch dabey des vielen Inquirirens auf des in Dienst zu nehmenden seines Lebens und Wandels überhoben, indem das Adress-Contoir solches der Kauffmannschaft zum Besten vorher zu bewerckstelligen endlich verbunden seyn müste.
Ob es sich nun noch auszahlt, nach Alfred Schirmers Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache auf geschichtlichen Grundlagen (Straßburg: Trübner, 1911) zu suchen? Nun, in Google Books ist es zumindest in Auszugs-Ansicht vorhanden, die gibt (bei einer Suche innerhalb des Buchs nach Marperger) folgendes her:
marperger_3
Noch ein Hinweis also, auf [Friedrich Wilhelm] Eitzen 1894 Seite 5, gemeint ist Fremdwörter der Handelssprache (Leipzig: Haessel, 1894); klingt nicht unbedingt verlockend, mehr als die diversen Übersetzungen von Adressbüro dürfte dort nicht zu finden sein. Aber vielleicht schau’ ich ja doch mal wieder nach, wenn’s in Google Books aufgenommen ist (derzeit befinden sich dort nur die bibliographischen Angaben).

MARPERGER, Paul Jacob: Beschreibung der Messen und Jahr-Märckte (...). Leipzig: Gleditsch, 1710, Bd.1, S. 390 f.

STRAUSS, Gerhard (Bearb.): Deutsches Fremdwörterbuch. Berlin u.a.: de Gruyter, 2. Aufl., 1995, Bd. 1., S. 138.

(*) Kurze Randbemerkung: Das Deutsche Fremdwörterbuch wäre auch in Google Books vorhanden, alleine, dort taucht es nicht als Ergebnis einer Suche nach Adressbüro auf, wohl auf Grund der schlechten OCR-Scans.

Montag, 23. Juli 2007

Serendipity in Leibniz’ Notizamt, ca 1712/1713

Immer wieder schlägt Leibniz in seinen Denkschriften die Errichtung eines Adressbüros vor, zuletzt um 1712/1713, als er für die Habsburger-Monarchie eine Akademie der Wissenschaften entwirft; mit dieser verbunden soll ein bisher in Teutschland unbekandte[s] Notiz-Am[t] geschaffen werden, welches die Franzosen bureau d’adresse, die Engländer house of intelligence nennen. In einer solchen Anstalt bekommen die leute, die einander von nöthen haben, von einander kundschafft. (...) Einer will etwas verkauffen, vermiethen, verpachten, verpfänden, benachrichtigen, lehren, arbeiten, verrichten, der andere will etwas erhandeln miethen oder pachten, auslehnen, erfahren, lernen, lassen machen oder verrichten; beyde geben sich an bey dem Notiz-Amt, lassen alda ihr verlangen einschreiben und aufzeichnen, gegen ein geringes. Und ersehen sich auch wohl nach belieben in dem das bereits eingezeichnet worden, gegen eine gewisse erkentlichkeit.
Und nun kommt Serendipity ins Spiel, das heisst die Kunst, etwas zu finden, was man ursprünglich gar nicht gesucht hat: Dadurch findet offt einer was er suchet, bekomt auch offt gelegenheit etwas zu suchen und zu verlangen, darauff er sonst nicht gedacht hätte; und ein ander macht, daß man ihn und das seinige finden könne.

LEIBNIZ, Gottfried Wilhelm: Errichtung eines Notiz-Amtes/Création d’un bureau d’adresse, in: Ders.: Oeuvres. 7. Band: Leibniz et les Académies. Leibniz et Pierre le Grand. (Hg. von FOUCHER de CAREIL, A.). Paris: Didot, 1875, S. 358-366, hier 358 f. [verfügbar über Google Books (Proxy!)]