Von der Klassifikation zum Index
In der Zeitschrift Social Epistemology ist ein anregender Artikel erschienen, verfasst vom Sozialanthropologen F. Allan Hanson. Darin beschäftigt er sich mit dem computerbedingten Wandel von der klassifizierenden zur indexikalischen Weltsicht: Im Zeitalter der Klassifikation wurden partikulare Wissenseinheiten in ein vorgegebenes Schema eingeordnet, wer neues Wissen schuf, musste dieses der Struktur des hergebrachten Wissens hinzufügen. Charakteristisch an der Klassifikation war, dass sie Ideen über bedeutungsvolle Beziehungen zwischen zu klassifizierenden Informationseinheiten beinhaltet; genau daran scheitern, so Hanson, zumeist computergestützte Versuche, Wissen zu klassifizieren, da künstliche Intelligenz nur Bedeutungen behandeln können, die explizit geäussert werden und eindeutig sind; mit Metapher, Satire oder Mehrdeutigkeiten können sie nur schwer umgehen.
Um wie viel leichter sei es demgegenüber, maschinell Indizes anzulegen, da ein Index nichts über die Beziehungen zwischen verschiedenen Informationseinheiten aussage, sondern schlicht auf diese verweise. Kann die Klassifikation mit einer Baumstruktur verglichen werden, ist die Indizierung mit Deleuze/Guattari als Rhizom aufzufassen. In der indexikalischen Weltsicht heißt Informationen zusammentragen, das existierende Wissen nach dem zu sieben, was für die eigenen Interessen relevant ist; Schlussfolgerungen können nun zunehmend auf Grundlage von Fakten und Konzepten gezogen werden, die davor nie in dieser Art kombiniert wurden. Flexibel, kontingent und weltaufgeschlossen, so charakterisiert Hanson die indexikalische Weltsicht; die Technik der Stichwortsuche sei mit einer problemorientierten, interdisziplinären Forschung höchst kompatibel. Sicher, man muss nicht so weit gehen wie der Autor und das nichtssagende Schlagwort Postmoderne auf die indexikalische Weltsicht anwenden; bedenkenswert bleiben seine recht klar formulierten Überlegungen allemal.
HANSON, F. Allan: From Classification to Indexing: How Automation Transforms the Way We Think, in: Social Epistemology, 18, 4/2004, S. 333-356. [kostenpflichtiger Artikel bei Ingenta, billigere Bestellung bei Subito]
Um wie viel leichter sei es demgegenüber, maschinell Indizes anzulegen, da ein Index nichts über die Beziehungen zwischen verschiedenen Informationseinheiten aussage, sondern schlicht auf diese verweise. Kann die Klassifikation mit einer Baumstruktur verglichen werden, ist die Indizierung mit Deleuze/Guattari als Rhizom aufzufassen. In der indexikalischen Weltsicht heißt Informationen zusammentragen, das existierende Wissen nach dem zu sieben, was für die eigenen Interessen relevant ist; Schlussfolgerungen können nun zunehmend auf Grundlage von Fakten und Konzepten gezogen werden, die davor nie in dieser Art kombiniert wurden. Flexibel, kontingent und weltaufgeschlossen, so charakterisiert Hanson die indexikalische Weltsicht; die Technik der Stichwortsuche sei mit einer problemorientierten, interdisziplinären Forschung höchst kompatibel. Sicher, man muss nicht so weit gehen wie der Autor und das nichtssagende Schlagwort Postmoderne auf die indexikalische Weltsicht anwenden; bedenkenswert bleiben seine recht klar formulierten Überlegungen allemal.
HANSON, F. Allan: From Classification to Indexing: How Automation Transforms the Way We Think, in: Social Epistemology, 18, 4/2004, S. 333-356. [kostenpflichtiger Artikel bei Ingenta, billigere Bestellung bei Subito]
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Bibliothekswesen_Recherche - Do, 14. Jul. 2005, 08:46
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