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Mittwoch, 27. Juli 2005

Das Intelligenzwerk Wilhelm von Schröders, 1686

In seiner erstmals 1686 erschienenen Fürstliche Schatz- und Rentkammer entwickelt der Kameralist Wilhelm von Schröder ein Projekt eines Intelligenzwerks: Mit dessen Hilfe soll in allen Erbländern der Habsburgermonarchie ein generaler markt errichtet werden, allwo ein jeder ohne reisen oder botenschicken in einer viertelstunde alles wissen könne, was in allen diesen ländern zu verkaufen, und wo ein jedes zu finden sey. So sei es möglich, die gute Ordnung im Handel herzustellen, die darin bestehe, dass die Handwerker Händler fänden, die ihre Arbeit ankaufen würden, ohne dass sie es nötig hätten, diese von Haus zu Haus herumzutragen und die zeit mit laufen zu verlieren. Der aktuelle Zustand sei weit von diesem Ideal entfernt, denn das fundament alles übels und mangels heiße Ignorantia. Häufig passiere es, dass ein Handwerker ein Stück Arbeit fertig habe und ein anderer genau dieses brauche, es allein aber nicht zu finden wisse und viel Zeit mit Suchen verbringen würde. Auch würden viele Menschen auf dem Land nicht wissen, dass in der Stadt eine Nachfrage nach ihren Erzeugnissen bestehe, weswegen sie ihre Ware oft Zwischenhändlern - vorkäufern - übergeben würden, die zur Teuerung beitragen würden. Das botenschicken, item das in commißion geben (...) macht eine sache theuer. Auch fremde ankömmlinge leiden unter der Unwissenheit, würden sie doch oft eine Unterkunft oder Dienstleistungen suchen, aber nicht finden.
Laut Schröder verschaffe sein Intelligenzwerk Abhilfe, das nach Vorbild der Post organisiert sein soll: In allen Erblanden oder zumindest in Österreich, Mähren, Steiermark und Böhmen solle an allen geeigneten Orten ein öffentlicher locus eingerichtet werden, wo ein jeder sich anmelden und sein Begehren in ein protocoll oder journal einschreiben lassen könne; diese Intelligenzörter sollten unter einer gemeinsamen Leitung, einem directorio oder oberintelligenzhaus stehen, das immer dort sein sollte, wo sich der kaiserliche Hof befände. Fünferlei verschiedene Medien - so genannte intelligentien - gäbe es, ein in einem intelligenzhaus deponiertes Anliegen bekannt zu machen: 1. das im Intelligenzhaus geführte journal oder protocoll , in das ein Interessent Einblick nehmen könne; 2. eine am Intelligenzhaus angebrachte tafel, 3. eine öffentliche Ausrufung per proclamationem vocalem 4. eine Mitteilung an ein anderes Intelligenzhaus und schließlich 5. ein wöchentliche[s] intelligenzblättchen, das das Anliegen im ganzen Land bekannt mache.
Schröder bringt verschiedene Anwendungsbeispiele: So könne zum Beispiel ein Herr, der einen Trompeter suche, sein Anliegen dem Intelligenzhaus bekannt geben; detto könne ein Schiffer, der nach Preßburg fahre, dies mitteilen, um Mitreisende anzuwerben. Weiters könne ein eben angekommener Schiffer, dessen Schiff Schmalz geladen hätte, dies ausrufen lassen und so Käufer finden; und wenn die Armee Hafer, Wein oder Hufeisen nötig hätte, könne sie dies ins Intelligenzblättlein setzen. Außerdem sei das Intelligenzwerk ein Mittel für Herrschaften, geeignete Dienstboten und Dienstbotinnen zu finden. Es dient somit nicht nur als Verkaufsagentur, sondern auch zur Arbeitsvermittlung. Schröders Fazit: Das Intelligenzwerk sei einfältig und schlecht beschaffen, aber so voller nutzbarkeit; es würde Handel und Wandel erleichtern, die Armut lindern und nicht zuletzt auch die Einkünfte ihrer Majestät vermehren.

SCHRÖDER, Wilhelm von: Fürstliche Schatz- und Rentkammer, nebst seinem Tractact vom Goldmachen wie auch vom Ministrissimo oder Oberstaatsbedienten. Königsberg/Leipzig: Johann Heinrich Hartung, 1752, ND Vaduz: Topos, 1978, S. 105, 327-343.