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Ebenfalls durchaus hörenswert,...
Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
adresscomptoir - 2022/10/25 22:33
Guardian: listed status...
Guardian: listed status für 6 Denmark Street - https://www.theguardian.co m/music/2016/mar/22/sex-pi stols-house-denmark-st-lon don-listed-status
adresscomptoir - 2022/09/09 09:53

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Samstag, 7. Januar 2006

Ein Zivilisierungsprojekt, 1771

In der Steiermark sind den Militärs die Rau[c]h-Hütten ein Dorn im Auge, viele wohnen darin, Mensch, und Vieh, Kranke, und Gesunde beysammen. Dazu kommt noch, dass die Häuser (...) zerstreuet, und auf dem höchsten Gebürge einzeln angebauet sind, womit die Bewohnerinnen und Bewohner von jeglicher Zivilisation abgeschnitten leben. Dergleichen Menschen kann also weder Unterricht, noch religion beygebracht werden. Die Folge der damit gegebenen üblen Kinderzucht ist Dumheit: Unter dem Volk gibt es sehr viele Blödsinnige. Dieser Umstand führt dazu, dass von Seiten des Militärs eine Politische Überlegung angestellt wird; die Gedanken kreisen um die Frage, wie diese zerstreute Gebürgs-Leute in Dörfer zu samlen, und von dem Gebürge herunter zu bringen wären. Das Ansinnen ist demnach eine weitreichende Umsiedlung der Bevölkerung: Nicht länger sollen die Menschen auf den Höhen der Berge, fern der Schulen und Kirchen wohnen; gemäß der Vorstellung des Hofkriegsrats sollen sie von dort ab- und in den Tälern angesiedelt werden, ein Zivilisierungsprojekt, das gegen die Dumheit des Volks gerichtet ist und die Qualität der Kinderzucht heben soll. Etwaigen Einwänden versucht der Hofkriegsrat, sogleich entgegenzutreten; die Sache sei an sich nicht nur nicht unmöglich, sondern ganz wohl thunlich. Wer argumentiere, dass die Bauern auf den Bergen doch näher an ihren Feldern lebten, dem sei zu entgegnen, dass diese Felder sich doch bis ins Tal erstreckten; würde die Wohnung sich ebenfalls im Tal befinden, müsste der Berg nur bei der Bearbeitung des Felds bestiegen werden. Weiters sei das im Tal fließende Wasser weit bequemer an der Hand und müsse nicht ständig den Berg hinauf getragen werden. Eine ganze Reihe von weiteren Vorteilen wird genannt, darunter das bereits angeführte Zivilisierungsargument: Wenn die Bauern ihre Wohnungen am Fuß der Berge aufschlüge[n], so würden bald Dörfer entstehen, wo Seelsorger, und Schulmeister angestellet, und durch diese dem Volke von der Religion, dem Lesen und Schreiben, und den Pflichten gesitteter Menschen Begrieffe beygebracht werden könnten. Immerhin würden manche Bauern den ganzen Winter und zuweilen auch ganze Jahre hindurch nicht in die Kirche kommen, weil diese zu weit entlegen ist; Beweis für die mangelnde Kirchenzucht sei, dass an manchen Orten Ehepaare eheliche und uneheliche Kinder ohne Scheu gemeinschaftlich erziehen würden. Die Kontrolle durch die Obrigkeiten und Beamten würde viel besser funktionieren, wenn die Menschen im Tal lebten; die genannten Instanzen wären in der Lage, über die Aufführung ihrer Unterthanen ein obachtsames Aug zu halten, wovon sie dermal die wenigsten kennen, und viele Zeit ihres Lebens nicht zu Gesicht bekommen. Die Umsiedlung würde sich auch positiv auf den Zustand der Straßen auswirken: Während ein einzelner Bauer nicht in der Lage wäre, sich einen Weg zu bauen, könnten zusammengesetzte Dörfer die Wege fahrbar machen und unterhalten. Und nicht zuletzt könnten dem Volk die Rauh-Hütten abgewöhnt werden, in denen viel mehr Holz als in Bauernhäusern verbrannt wird, womit die Hütte der Gefahr ausgesetzt sei, stündlich in Rauch aufzugehen, da das durch den Rauch ausgedörrte Holz leicht Feuer fange. Der finanzielle Aufwand für die Errichtung der Häuser in den Tälern wäre bewältigbar, da es an Steinen und Holz zum Häuserbau nicht mangle; sollten die Bauern die Umsiedlung nicht aus eigenen Mittel bestreiten können, so könnten die Kosten eventuell den Grundobrigkeiten auferlegt werden, da es dabei um Angelegenheiten der Religion und der Policey ginge.

Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Wien, Bestand Hofkriegsrat, 1772/74/797: Vortrag des Hofkriegsrats, 19.1.1771, f. 4r-6r.

Freitag, 6. Januar 2006

Ivo Andric: Widerstand gegen die Hausnummerierung in Bosnien

Noch im 19. Jahrhundert ist es keineswegs selbstverständlich, dass in Europa die Häuser nummeriert sind. Vor allem in Gegenden an der Peripherie kann die Einführung der Hausnummerierung für die Behörden sehr mühsam sein. So schildert Ivo Andric in seinem Roman Die Brücke über die Drina, wie im bosnischen Trawnik um circa 1850 bereits unter türkischer Herrschaft versucht wird, die Hausnummern einzuführen: Es mag einige dreißig Jahre her sein, wenn nicht mehr, da war in Trawnik der Wesir Tahirpascha aus Stambul. Das war ein Neutürke, aber unaufrichtig und ein Heuchler, in seiner Seele war er Ungläubiger geblieben, wie er es vorher gewesen. (...). Also, dieser Tahirpascha begann als erster, die Häuser in Trawnik zu zählen und an jedem eine Tafel mit einer Hausnummer anzubringen. (Daher nannten sie ihn auch Tachtar, den »Täfler«.) Aber das Volk erhob sich, sammelte all diese Tafeln von den Häusern ein, trug sie auf einen Platz und verbrannte sie. Beinahe hätte es darum sogar Blutvergießen gegeben. Aber zum Glück hörte man in Stambul davon und berief ihn aus Bosnien ab. Möge sich seine Spur verwischen!
Nicht viel erfolgreicher ist die habsburgische Kolonialmacht: Sie beginnt schon im ersten Jahr der Okkupation Bosniens - also 1878 - mit der Durchführung der Volkszählung und Hausnummerierung; laut Darstellung Andrics weiss die Bevölkerung nur zu genau, dass damit die Aushebung der Menschen zu Zwangsarbeit oder Militärdienst vorbereitet werden soll, weswegen der geistliche Würdenträger Alihodscha Mutewelitsch zu folgenden Vorschlag kommt: Wenn ihr mich aber fragt, was wir tun sollen: Ich denke, einen offenen Aufstand zu machen, sind wir nicht fähig. Das sieht auch Gott, und die Menschen wissen es. Aber wir brauchen auch nicht in allem zu gehorchen, was man uns befiehlt. Niemand braucht sich ihre Hausnummern zu merken oder zu sagen, wie alt er ist, mögen sie selbst erraten, wann wer geboren ist. Wenn sie aber zu weit gehen und an die Familie und an das, was unsere Eh{r}e betrifft, rühren, verweigern wir es, und dann mag geschehen, was uns von Gott bestimmt ist. Andric fährt fort: Noch lange sprachen sie über diese unbequemen Maßnahmen der Obrigkeit, aber im wesentlichen blieb es bei dem, was Alihodscha gesagt: beim passiven Widerstand. Die Leute verbargen ihre Jahre oder machten falsche Angaben und entschuldigten sich damit, daß sie nicht lesen und schreiben könnten. Nach den Frauen durfte niemand auch nur fragen, denn das hätten sie als schwerste Beleidigung angesehen. Die Tafeln mit den Hausnummern befestigten sie allen Anweisungen und Drohungen der Behörden zum Trotz an unsichtbarer Stelle oder auf dem Kopfe stehend. Oder sie kalkten sofort ihr Haus und überstrichen dabei, wie zufällig, auch die Hausnummer. [Absatz] Da sie sahen, daß der Widerstand tief und aufrichtig, wenn auch versteckt war, schauten die Behörden durch die Finger und vermieden eine strenge Anwendung der Gesetze mit allen Folgen und Zusammenstößen, die sich daraus unweigerlich ergeben hätten.

Andric, Ivo: Die Brücke über die Drina. Eine Wischegrader Chronik. Frankfurt am Main: Fischer 438, 1966, S.152.
Zur Betrachtung der Habsburgermonarchie aus Perspektive der Postcolonial Studies: Prutsch, Ursula: Habsburg postcolonial, in: Feichtinger, Johannes/Prutsch, Ursula/Csáky, Moritz (Hg.): Habsburg postcolonial. Machtstrukturen und kollektives Gedächtnis. Innsbruck u.a.: Studienverlag, 2003, S. 33-43 (S.36 sowie 43, Anm.17 zu Andric und zur Hausnummerierung). [Volltext (PDF)]

Donnerstag, 5. Januar 2006

Wehlers Hauskätzchen

Im aktuellen Freitag zitiert Otto Köhler aus dem Gutachten Hans Ulrich Wehlers, das dieser im Auftrag C.H. Becks gegen den italienischen Historiker Luciano Canfora verfasst hat (vgl. hier). Schon gigantisch, was für einen Schwachsinn Wehler darin verzapft; u.a. schreibt er: Um einen Vergleich von Sybel aufzugreifen: Er {der Nationalsozialismus} war ein Königstiger, während der italienische Faschismus ein Hauskätzchen war. Und so einer durfte jahrzehntelang die bundesdeutsche Geschichtswissenschaft beeinflussen, um nicht zu sagen terrorisieren. Ebenfalls zu dieser Angelegenheit: Georg Fülberth in der aktuellen Konkret (1/2006, S.53); Fülberths Wunsch, Canforas Buch möge in einem linken Verlag erscheinen, geht ja, wie berichtet, in Erfüllung.

Mittwoch, 4. Januar 2006

Vom Transfer des Volks, 1770

Trostlos ist das Karstgebirge zu Görz: Die Häuser dort sind ler und unbewohnt, deswegen wohl, weil es an Wasser gebricht. Stundenlang muss der Landmann es herantragen, und auch die Schaffung von Zisternen ist kein ausreichendes Mittel, die Not zu lindern: Die übergroße Hize verbrennt die in dem steinigten Boden angebaute Feldarbeit vor der Zeit, und was die Hitze übrig lässt, richten Unwetter zu Grunde. Kein Wunder, dass alles mit weib und kindern im land bettlen zu gehen pfleget. Ob dieses Zustands unterbreitet der Hofkriegsrat einen Vorschlag: Verdiente es nicht eine Überlegung, dieses so elende Bauern Volkh von den Höhen des Karsts auf die aus Mangel an Bevölkerung unbearbeitet bleibenden Gründe in den Ebenen von Gradiska und Aquileja umzusiedeln? Besonders wenn die dort vorhandenen Moräste trockengelegt würden, könnten die jetzigen GebirgsbewohnerInnen nüzlich angewendet werden und das Land wäre von der überlast der Bettlern befreyt.
Die Görzer Landeshauptmannschaft wird ob dieses weit reichenden Vorschlags um eine Stellungnahme gebeten; sie verantwortet sich folgendermaßen: Gewiss, der Karst wäre ein steiniges Land mit wenig Äckern, doch gäbe es dort gute Wiesen und wohl bevölkerte Dörfer. Das Korn wachse durchaus, und die BewohnerInnen ernähreten sich nicht schlecht durch Viehzucht und Seidenwürmer. Außerhalb der großen Trockenperiode sei auch genügend Wasser vorhanden und was die vielen, vom Hofkriegsrat genannten leeren Häuser anbelange, so müssten dies die kleinen Hütten sein, in die sich die Viehhalter mit ihrem Vieh bei starker Hitze oder Regen flüchten. Um das Betteln zu steüren, reiche eine gute Polizey:Ordnung. Die Folgen einer etwaigen Umsiedlung werden mit drastischen Worten beschrieben: Die BergbewohnerInnen vom Karst in die gradiscanische, und acquiläische sünftigte Gegenden zu überführen, sie aus einem reinen, in eine rauche, ungesunde Luft zu übersetzen, wäre so viel, als selbe zu ihren Gräbern führen. Geradezu todbringend ist also das Umsiedlungsprojekt des Hofkriegsrats aus Sicht der Görzer Behörden, und die Hofkanzlei schließt sich ihnen an: [W]eder räthlich, noch thunlich sei die vom Militär geplante Transferirung des Volks; sehr wohl aber sei das Augenmerk dahin zu richten, Verdienst und Nahrung der dortigen BewohnerInnen zu verbessern.

Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Wien, Bestand Hofkriegsrat, 1770/98/683: Vortrag des Hofkriegsrats, 24.12.1770.
Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Bestand Hofkanzlei, IV A 8 Innerösterreich, Kt. 499, 33 ex Mai 1771: Vortrag der Hofkanzlei, 11.5.1771, f. 160v-161r, 165r.

Dienstag, 3. Januar 2006

Wie Google funktioniert

Eine recht instruktive Beschreibung der Funktionsweise von Google bringt Google's Newsletter for Librarians. [via netbbib]

Mittlerweile gibt es übrigens zwei interessant klingende Neuerscheinungen zu Google:
Vise, David/Malseed, Mark: The Google Story. New York: Delacorte Press, 2005. [Amazon]
Battelle, John: The Search: How Google and Its Rivals Rewrote the Rules of Business and Transformed Our Culture. New York: Portfolio, 2005. [Amazon]

Freitag, 30. Dezember 2005

Interviews mit Arlette Farge

farge Arlette Farge halte ich für eine der interessantesten HistorikerInnen der Gegenwart; auf ihr jüngstes Buch bin ich bei Blitztoire aufmerksam geworden, ein Weblog, das mittlerweile von Médiévizmes abgelöst wurde. Es handelt sich dabei um Interviews, die der Komponist Jean-Christophe Marti mit Farge geführt hat und erwartungsgemäß ist es äußerst faszinierend. Farge spricht darin über ihre Ausbildung, die Zusammenarbeit mit Michel Foucault und Jacques Rancière, über Politik, Geschichtsschreibung und Wahrheit/Wahrhaftigkeit und immer wieder über die Faszination und verführende Anziehungskraft der sirenengleichen Archive. Es wäre wirklich höchst wünschenswert, dass dieser Band sowie die zahlreichen in den letzten Jahren von Arlette Farge verfassten Bücher ins Deutsche übersetzt werden.

Farge, Arlette: Quel bruit ferons-nous? Entretiens avec Jean-Christophe Marti. Paris: Les prairies ordinaires, 2005. [Amazon.fr, KVK]

Donnerstag, 29. Dezember 2005

Clio online Guide zu Österreich

Clio online stellt nun regionale Übersichten zur Geschichtswissenschaft vor, darunter einen Online Guide durch die Geschichtswissenschaften Österreichs, erstellt von Martin Gasteiner und Christian Pape. Vorgestellt werden u.a. die Angebote der Österreichischen Nationalbibliothek, das in Innsbruck ansässige Zeitgeschichtsinformationssystem sowie das Wiener Institut für Geschichte.

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Wien, Alsergrund 203

Wien09_0203_Tuerkenstr21

Wien 9, Türkenstraße 21

Dienstag, 27. Dezember 2005

Der Muff von tausend Jahren

Recht witzig: In der aktuellen Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften beschreibt Mario Wimmer in einem kurzen, auf Grundlage von Akten des Wiener Universitätsarchiv verfassten Beitrag, wie an der Universität Wien 1926 die Amtstracht und anlässlich der 600-Jahrfeier 1965 kurzfristig der Professorentalar wieder eingeführt wurden; selbst biometrische Rohdaten über die Gestalt des Wiener Professors der 1960er Jahre ließen sich ausfindig machen: 6% der Professoren (von insgesamt 156) fielen in die Gruppe I (bis 1,65 m), 57% in die Gruppe II (1,65m - 1,75m) und 37% in die Gruppe III (über 1,75 m), wobei in letzterer Gruppe ein Professor sogar 1,91 m maß.
Ebenfalls interessant in der aktuellen ÖZG: Ein Beitrag von Michael Mitterauer, der das Heftthema Historia Magistra Vitae zum Anlass nimmt, seinen wissenschaftlichen Werdegang zu reflektieren, sowie ein Artikel von Peter Schöttler über Marc Bloch und dessen nichtgeschriebenen Text über die Prognostizierbarkeit von Geschichte.

Mitterauer, Michael: Erfahrungen von Relevanz, in: ÖZG, H.2/16.2005, S.48-63.
Schöttler, Peter: Marc Bloch, die Lehren der Geschichte und die Möglichkeit historischer Prognosen, in: ÖZG, H.2/16.2005, S.104-125.
Wimmer, Mario: Unter den Talaren. Bemerkungen zur Wiedereinführung der Amtstracht (1926) und der Einführung des Professorentalars (1965) an der Universität Wien, in: ÖZG, H.2/16.2005, S.129-138, Zitat S.136.

Montag, 26. Dezember 2005

Marcos als Intellektueller und Schriftsteller

Telepolis bringt nicht nur eine weitere Rezension des Krimis Unbequeme Tote sondern auch den Hinweis auf ein Buch der belgischen Lateinamerikanistin Kristine Vanden Berghe, in dem das Agieren des Subcomandante als Übersetzungstätigkeit zwischen der ländlichen Bevölkerung, der Regierung und den weltweit verstreuten Bühnen der Multitude analysiert wird.

Berghe, Kristine Vanden: Narrativa de la rebelión zapatista. Frankfurt am Main/Madrid: Iberoamericana, 2005.