Militär und Revolution, Portugal 1976
Paßt zu meinen Erkundungen des militärischen Wohlfahrtsstaats: Eine im ND abgedruckte Passage aus einem Interview mit Robert Menasse:
Zeuge einer Revolution zu sein, muss nicht unbedingt und automatisch zu jenem Grunderlebnis werden, das etwa die künstlerischen Impulse prägt. Wir haben ja eine Revolution erlebt! Etwa 1976 die in Portugal. Sie verwirrte uns natürlich, denn in den linken Theorien war nicht vorgesehen, dass eine Revolution vom Militär ausgeht. Was uns auch aufstörte, war die Tatsache, wie komisch eine Revolution sein kann. Die revolutionären Militärs sagten, das faschistische System habe Analphabeten produziert, die dürften ab jetzt nicht mehr ausgeschlossen werden vom demokratischen Prozess. Es gab dazu diese schöne Geschichte von einem Park in Lissabon, wo während der gesamten faschistischen Zeit das Schild angebracht war: »Betreten des Rasens verboten!« Nach der Revolution wurde das Verbot durch ein wahnwitzig gut gemeintes, aber sinnloses Zusatzschild ergänzt: »Die sehr geehrten Damen und Herren Analphabeten wenden sich bitte an den Parkwächter. Er wird Ihnen das Schild vorlesen.« Davon besitze ich noch ein Foto. Wir lachten zunächst ungern, weil der Witz unserem schönen Pathos im Wege stand.
Zeuge einer Revolution zu sein, muss nicht unbedingt und automatisch zu jenem Grunderlebnis werden, das etwa die künstlerischen Impulse prägt. Wir haben ja eine Revolution erlebt! Etwa 1976 die in Portugal. Sie verwirrte uns natürlich, denn in den linken Theorien war nicht vorgesehen, dass eine Revolution vom Militär ausgeht. Was uns auch aufstörte, war die Tatsache, wie komisch eine Revolution sein kann. Die revolutionären Militärs sagten, das faschistische System habe Analphabeten produziert, die dürften ab jetzt nicht mehr ausgeschlossen werden vom demokratischen Prozess. Es gab dazu diese schöne Geschichte von einem Park in Lissabon, wo während der gesamten faschistischen Zeit das Schild angebracht war: »Betreten des Rasens verboten!« Nach der Revolution wurde das Verbot durch ein wahnwitzig gut gemeintes, aber sinnloses Zusatzschild ergänzt: »Die sehr geehrten Damen und Herren Analphabeten wenden sich bitte an den Parkwächter. Er wird Ihnen das Schild vorlesen.« Davon besitze ich noch ein Foto. Wir lachten zunächst ungern, weil der Witz unserem schönen Pathos im Wege stand.
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Socialpolitik - Sa, 4. Okt. 2008, 19:08