Guardian: listed status...
Guardian: listed status für 6 Denmark Street - https://www.theguardian.com/music/2016/mar/22/sex-pistols-house-denmark-st-london-listed-status
Gestern auf der Abschlusskundgebung der Demonstration "Bildung brennt weiter" im Votivpark habe ich für die IG LektorInnen eine Rede gehalten, in der ich mich in der Sprache der Betriebswirtschaft versucht und die Forderung nach einer neuen Kennzahl, an der sich künftige Universitätspolitik ausrichten soll, erhoben habe, nämlich der Kennzahl der "Permanenz": Nachzulesen unter http://www.ig-elf.at/index.php?id=109
In der aktuellen Ausgabe von konkret ist u.a. Michael Scharangs Artikel über Literatur und Politik sehr lesenswert.
Hier zwei Passagen über zwei unterschiedliche Formen der Kritik:
1) Mit Blick auf Beckett sagt Adorno: "Jedes Engagement für die Welt muss gekündigt sein, damit der Idee eines engagierten Kunstwerks genügt werde." Mit anderen Worten: Jeder Widerstand gegen das Bestehende muss aufhören, damit die Idee des Widerstands lebendig bleibt. Das ist krauser Idealismus. Geht es gegen engagierte Literatur, ist Adorno jedes Mittel recht. [Absatz] Die Kritische Theorie, die Adorno und die Frankfurter Schule vertraten, war virtuos in der Kritik des Bestehenden, legte aber großen Wert darauf, dieses für nicht veränderbar zu erklären. Doch eine Kritik am Bestehenden, welche dieses für nicht veränderbar hält, ist porös. Sie gibt sich radikal, geht aber nie zum Äußersten. Damit kann die bessere Gesellschaft leben. Adornos Ablehnung von Brecht und Sartre und seine Zuneigung zu Beckett sind verständlich, da auch Becketts Werk sich mit einem Gestus der Radikalität bescheidet. (S.57)
2) Die Welz schaute bewundernd auf das Forum Stadtpark und ahnte nichts von dem Kulturkampf, in dem wir uns dort befanden. Eine lehrreiche Auseinandersetzung – Literatur und Politik. Die Lesung fand statt. Mayröcker begann. Sie hatte noch keine zwei Minuten gelesen, als ein Hüne nach vorn stürmte, offenbar in der Absicht, die Tische, an denen wir saßen, umzuwerfen. Die Staatspolizisten, ältere, wohlbeleibte Männer, rannten ihm nach, waren aber zu langsam. Dennoch erreichte der Hüne sein Ziel nicht. In der ersten Reihe saß der Maler Waldorf, Obmann des Forum Stadtpark, ein kleiner Mann Mitte fünfzig, der vor Jahrzehnten als Mitglied des Grazer Boxclubs Heros österreichischer Meister im Fliegengewicht gewesen war. Er streckte den Aggressor zu Boden. Literatur und Politik in ihrer schönsten Gestalt. (S.54)
Scharang, Michael: Literatur und Politik, in: konkret 3/2021, S. 54-57.
Vor hundert Jahren veröffentlichte Jaroslav Hašek im Selbstverlag den ersten Teil eines der großartigsten Bücher der Weltgeschichte, nämlich Osudy dobrého vojáka Švejka za svetové války, Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg. Hašeks Geburtshaus befindet sich in Prag, Školska 16 (Konskriptionsnummer Prag-Nové Město 645); einen großen Teil des Schwejks schrieb er in Lipnice nad Sázavou, wo er zunächst ab Sommer 1921 im heute noch existierenden Gasthaus U České Koruny wohnte, im Jahr darauf kaufte er in dem Ort ein eigenes Haus, das heute als Gedenkstätte eingerichtet ist; beide Gebäude in Lipnice - wo der im Jänner 1923 verstorbene Hašek auch begraben ist - tragen keine Hausnummernschilder. Dafür gibt es als Bonushausnummer die jenes Hauses, in dem die famose Partei des gemäßigten Fortschritts im Rahmen der Gesetze 1911 im Wirtshaus Kravín ihre Zentrale hatte: Budečská 26 (Konskriptionsnummer Prag-Vinohrady 781).
Am 27.2.1859 wurde in Wien Bertha Pappenheim aka Anna O. geboren, die u.a. die Memoiren der Glückel von Hameln herausgab. In Wien wohnte sie ein paar Jahre in der Liechtensteinstraße 2; seit kurzem ist mein Uni-Schreibtisch in genau diesem Gebäudekomplex (aka Uni-Standort Kolingasse) untergebracht. Übrigens höchste Zeit, dass die Wiener Pappenheimgasse nach ihr umbenannt wird, denn bislang ist sie nach einem reichlich üblen General (Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim) des 17. Jahrhunderts benannt!
Günter Hack rezensiert heute in der FAZ (Paywall) eine Publikation über das Recherchenetzwerk Bellingcat und vergleicht dessen Organisationsform mit der von frühneuzeitlichen Messrelationen:
Das Netz hat auf wissensbasierte Branchen einen rationalisierenden und damit desorganisierenden Effekt, der zunächst paradox erscheint. Einst stark ausdifferenzierte journalistische Organisationen müssen sich aus Geldmangel auf niedrigerem organisatorischen Niveau neu aufstellen. Keimzellen neuer journalistischer Organisationen wie das frühe Bellingcat wiederum muten strukturell – nicht methodisch – frühmodern an. Sie publizieren unregelmäßig, verlassen sich nicht auf eine breit aufgestellte innere Organisation, sondern auf schnell wechselnde kundige Beiträger. Damit erinnern sie an die Vorläufer der Tageszeitungen, die Messrelationen des sechzehnten Jahrhunderts, in denen Kaufleute und andere Reisende anlässlich der Messen in Frankfurt oder Leipzig geschäftlich relevante Ereignisse notierten.
Es mehren sich aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums die Publikationen, u.a. ist erschienen:
Hartmann, Detlef/Wimmer, Christopher: Die Kommunen vor der Kommune 1870/71. Lyon – Le Creusot – Marseille – Paris. Barlin: Assoziation A, 2021. [Verlags-Info]
Was es nicht alles gibt: An der Universität Heidelberg (Motto: Zukunft seit 1386) ist neuerdings ein Kolleg für Apokalyptische und Postapokalyptische Studien (eigentlich: Käte Hamburger Centre for Apocalyptic and Post-Apocalyptic Studies - CAPAS) angesiedelt, das zumindest an die Zukunft seiner Fellows glaubt - wer der Apokalypse fröhnen will, kann sich bewerben, Ausschreibung u.a. bei H-SOZ-U-KULT. Die Homepage des Kollegs scheint noch nicht zugänglich zu sein, bislang steht dort nur ein pdf - https://www.capas.uni-heidelberg.de/md/capas/about_capas.pdf - zur Verfügung.