Passend zum morgigen 1. Mai bringt
Telepolis einen Beitrag zur Karriere des Begriffs Prekariat.
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Arbeit - Mo, 30. Apr. 2007, 12:17
Einen erfreulichen Vortrag auf der gestern zur Ende gegangenen Tagung zu Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert in der Habsburgermonarchie lieferte
Hellmut G. Haasis, der Dokumente zum literarischen Underground Habsburg präsentierte, d.h. unter anderem Schriften und Flugblätter von Freiheitsbewegungen mit dem geographischen Schwerpunkt Vorderösterreich und diverse deutsche Reichsstädte. Haasis, der sich als Schriftsteller und
Geschichtsausgräber mit so unterschiedlichen Themen wie Joseph Süß Oppenheimer, Georg Elser, dem Attentat auf Heydrich und verschütteten Freiheitsbewegungen beschäftigt und auch als Märchenclown Druiknui auftritt, betreibt auch eine eigene Homepage.
Der
Ö1-Bericht über die Tagung ist übrigens für den 14. Juni 2007, 19.05-19.30 angekündigt.
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HistorikerInnen - So, 29. Apr. 2007, 11:58
Heute bin ich mit meinem Vortrag dran auf der Tagung Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert: Das Beispiel der Habsburgermonarchie.
Mein Abstract lautet wie folgt:
Immer verworrener, unübersichtlicher und chaotischer werden die Städte in der Frühen Neuzeit; es bedarf einer Reihe von aufwändigen Maßnahmen und Einrichtungen, um sie für ihre BewohnerInnen und für fremde BesucherInnen benützbar zu machen. Eine dieser Einrichtungen sind die seit dem 17. Jahrhundert gegründeten Adressbüros. Das berühmteste unter ihnen ist das von Théophraste Renaudot in Paris eingerichtete Bureau d’adresse, das ab 1630 existierte; in London wiederum leitete 1650 Henry Robinson ein kurzlebiges Office of Address for Accomodations, und es wurden in der Folge eine Reihe so genannter Registry Offices installiert, worunter vor allem das von Henry Fielding 1750 begründete Universal Register Office hervorzuheben ist. Auch in deutschsprachigen Städten gibt es solche Einrichtungen, so wurde in Berlin 1689 ein Adress-Hauß eingerichtet. Alle diese Büros verwalten und makeln Informationen und Adressen, verweisen auf neu erschienene Bücher und vermitteln Mitfahrgelegenheiten bei Reisen; sie treten neben die traditionellen Beziehungsnetzwerke und übernahmen manche deren Funktionen, wie zum Beispiel Verkaufs- und Arbeitsvermittlung, Informationsaustausch, Kreditvergabe oder Botendienste.
Mein Beitrag soll sich mit den Adressbüros in der Habsburgermonarchie beschäftigen; gegründet wurden sie - nach einem ergebnislos verlaufenen Versuch des baskischen Sprachlehrers Johannes Angelus de Sumaran, 1636 eine offentliche fragstuben einzurichten - durchgehend im Laufe des 18. Jahrhunderts. In Wien war es 1707 soweit, damals wurde gleichzeitig mit dem Versatzamt - dem heutigen Dorotheum - das Frag- und Kundschaftsamt gegründet, eine Einrichtung, über die sehr wenig bekannt ist. Sicher ist, dass es über Jahrzehnte hindurch existierte und ab den 1720er Jahren eng mit dem Wienerischen Diarium kooperierte; es gab bis Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenes Anzeigenblatt - die Post-tägliche Wiener Frag- und Anzeigungs-Nachrichten, auch Kundschaftsblatt genannt - heraus, in dem neben Verkaufsanzeigen u.a. Stellenanzeigen, Steckbriefe sowie Verweise auf neu erschienene Bücher abgedruckt wurden.
Auch in Prag gab es ein Fragamt; es wurde 1747 in Zusammenhang mit dem dortigen Versatzamt gegründet und gab wie das Wiener Amt ein Kundschaftsblatt heraus. In Brünn wiederum wurde eine solche Einrichtung 1751 gegründet; es sollte ein Informationszentrum sein, in dem man u. a. Auskunft über den Postverkehr und Fracht- und Maut-Gebühren holen konnte. In Klagenfurt scheiterte 1757 das Projekt, ein Fragamt einzurichten, auch eine vergleichbare Einrichtung in Innsbruck blieb nur Projekt. Sehr wohl gegründet wurde aber ein Fragamt in Budapest, angesiedelt im „Schustermajers Hause auf dem Servitenplaz“.
Ziel meines Beitrags ist es, auf Grundlage von archivalischen sowie gedruckten Quellen einen ersten Überblick über diese in Vergessenheit geratenen Institutionen zu liefern.
#FragamtWien
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Adressbueros - Sa, 28. Apr. 2007, 09:00
Heute und morgen bin ich auf der von der
Gesellschaft für Buchforschung und der
Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts organisierten Tagung
Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert: Das Beispiel der Habsburgermonarchie (
Tagungsprogramm in PDF; Bericht in der
Presse). Schon im Vorfeld der Tagung habe ich von zwei ungarischen Kolleginnen spannende Informationen zu Fragämtern im heutigen Budapest bekommen, und auch in Preßburg scheint es Anfang der 1780er Jahre eine solche Einrichtung gegeben zu haben. Für Juni ist übrigens eine Ö1-Radiosendung über diese Tagung geplant.
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Communication - Fr, 27. Apr. 2007, 09:00
Ein spannendes Buch ist vor kurzem als stw erschienen:
Bröckling, Ulrich: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Fankfurt am Main: Suhrkamp stw 1832, 2007.
Die Verlagsankündigung lautet wie folgt: Die Maxime »Handle unternehmerisch!« ist der kategorische Imperativ der Gegenwart. Ein unternehmerisches Selbst ist man nicht, man soll es werden. Und man wird es, indem man sich in allen Lebenslagen kreativ, flexibel, eigenverantwortlich, risikobewußt und kundenorientiert verhält. Das Leitbild ist zugleich Schreckbild. Was alle werden sollen, ist auch das, was allen droht. Der Wettbewerb unterwirft das unternehmerische Selbst dem Diktat fortwährender Selbstoptimierung, aber keine Anstrengung vermag seine Angst vor dem Scheitern zu bannen. Ulrich Bröcklings grundlegende soziologische Studie nimmt diese Ambivalenz in den Blick und spitzt sie zu einer Diagnose der gegenwärtigen Gesellschaft zu.
Vielleicht lässt sich dieses Buch ja auch als Selbstmanagement-Ratgeber gebrauchen ;-)
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Arbeit - Do, 26. Apr. 2007, 09:06
Schon faszinierend, was die Kollegen von
hist.net so alles machen: Im Moment läuft dort gerade viel an Berichterstattung über die Wikipedia, inklusive einer
exemplarischen Darstellung von Qualitätssicherung durch Jan Hodel am Beispiel des Wikipedia-Eintrags zur Nymphe
Hybris. Peter Haber wiederum leitet dieses Semester an der Universität Basel das Seminar
Zur Medienkultur des Netz-Wissens, das rund um ein Weblog organisiert ist, in dem auch Studierende posten (Vgl. auch
hier).
In einer Woche ist erster Mai, und damit auch in Wien wieder
Euromayday.
Aus dem Aufruf:
Prekär arbeiten, prekär leben - zusammen kämpfen!
Zum dritten Mal findet am 1. Mai auch 2007 die MayDay-Parade in Wien statt, mit der auf die fortschreitende Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse aufmerksam gemacht werden soll. Sinn der Parade ist nicht nur, durch lustvolle Selbstorganisation auf diesen bedrohlichen Prozess hinzuweisen - der Mayday ist auch eine Einladung, nicht fragmentiert, für sich alleine, sondern vernetzt mit anderen zu kämpfen!
Treffpunkt: 1.5.2007, 14 Uhr, Viktor-Adler-Platz, 1100 Wien
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Politik - Di, 24. Apr. 2007, 09:00
Die mit dem Konzil von Trient eingeführten kirchlichen Libri de statu animarum können als Vorläufer moderner Volkszählungen betrachtet werden; in den
Sehepunkten wird nun die Edition einer solchen Quelle besprochen, aus der hervorgeht, dass es in der Bevölkerung durchaus Widerstand gegen diese Erfassungsmassnahme gab.
Henkelmann, Norbert / Wunschhofer, Jörg (Hg.): Der Status Animarum des Amtes Stromberg von 1749/50. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 2006.
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Volkszaehlung - Mo, 23. Apr. 2007, 09:02
Vielversprechend klingt die Ankündigung von Arlette Farges neuem (und bereits erschienenem) Buch, das unter anderem in
Le Monde rezensiert wurde:
Se fondant notamment sur les archives de police du XVIIIe siècle auxquelles mieux que personne elle sait rendre vie, Arlette Farge donne voix aux attitudes et aux gestes, aux paroles, aux émotions que trahissent les menus incidents de rue. Tel un peintre, elle reconstitue un tableau des petites gens de Paris qui ouvre sur une histoire du peuple en chair et en os.
Farge, Arlette: Effusion et tourment, le récit des corps. Histoire du peuple au XVIIIe siècle. Paris: Odile Jacob, 2007.
Nachtrag: Der Radiosender
France Culture widmete am 16.4.2007 seine Sendung
Les lundis de l'histoire dem neuen Buch von Arlette Farge und stellt die Sendung online zur Verfügung.
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HistorikerInnen - So, 22. Apr. 2007, 10:51
Nun bringt auch die
FAZ ein Gespräch mt dem amerikanischen Regisseur.
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Film - Sa, 21. Apr. 2007, 12:27
Im
Freitag vertritt Raul Zelik anlässlich einer Besprechung dreier Bücher (Joachim Hirsch: Materialistische Staatstheorie; Heide Gerstenberger: Die subjektlose Gewalt; Lars Bretthauer, Alexander Gallas, Jan Kannankulam, Ingo Stützle: Poulantzas lesen) die Position, dass
ein wenig Staatstheorie der linken Debatten gut tun würde.
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Politik - Sa, 21. Apr. 2007, 12:26