Ein Kundschaftsblatt ohne Fragamt: Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain, 1775/1776
Ungewöhnlich, aber auch diesen Fall gibt es: Ein Kundschaftsblatt ohne dazugehöriges Fragamt. Im Falle Laibachs ist es die 1767 gegründete kaiserl. Königl. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nüzlichen Künste im Herzogthum Krain, die in einer eigenen, mit 31.12.1774 datierten Nachricht die Herausgabe eines bei Johann Friedrich Eger verlegten Kundschaftsblatt ankündigt. Es soll hauptsächlich zur Verbreitung von an die Landwirte adressierten ökonomischen Abhandlungen dienen; gleich in der ersten Ausgabe erscheint ein Artikel über die Anwendung des Akazien-Laubs zur Fütterung des Viehes, weitere Beiträge im Jahrgang 1775 geben sich eher martialisch gegenüber unerwünschtem Getier (Blattwürmer zu tödten oder Spazen wie sie ausgerottet worden, auch Maulwürfe ob sie vielleicht durch Ricinium Communem Lin. oder Wunderbaum zu vertreiben) oder behandeln Themen wie Maulbeerbäume Beobachtung bzw. Rauchfang einen brennenden zu löschen.
Doch die genannte Nachricht kündigt auch andere Rubriken an, die für ein Intelligenzblatt weit üblicher sind, wie die Veröffentlichung von Patenten und Verordnungen, von gerichtlichen Edikten, von Versteigerungen und öffentlichen Verkäufen, von verlustig gegangenen Gegenstände, zu müthen angebotener Immobilien, Angaben zu privat vergebenen Krediten, Marktpreisen, über durchreisende Passagiere, die Nennung der Namen von Verstorbenen (im übrigen mitsamt Hausnummern). Auffällig ist, dass in dieser Aufzählung ein Punkt fehlt: Die Anzeige von privaten Verkäufen von mobilen Gegenständen; damit wird eine der am meisten charakteristischen Funktionen eines Adressbüros, nämlich als Verkaufsagentur zu dienen, nicht erfüllt. Es wäre freilich zu überprüfen, ob nicht doch private Verkaufsanzeigen im Kundschaftsblatt vorkommen. Ein Jahrgang dieses Blatts war übrigens für 2 Gulden 30 Kreuzer, die einzelne Ausgabe - ein einschichtiges Wochenblatt - für 5 Kreuzer zu haben; auswärtige LeserInnen - auch für diese sollte das Blatt Vergnügen bereiten - konnten den Jahrgang über die Post um 4 Gulden 30 Kreuzer beziehen.
Näher beschäftigt mit diesem Blatt hat sich Tanja Žigon; ihrem Eindruck nach wurde diese Publikation mit der Zeit immer mehr zu einem langweiligen, geistlosen, 'geschäftlichen Informationsorgan', erst im 2. Jahrgang wurde der Inhalt etwas attraktiver, durch die Einführung der Rubrik Polizey und durch den Abdruck spannender, märchenhafter Geschichten (S.245-247). Der Redakteur des Blatts blieb übrigens wie auch sonst zu dieser Zeit üblich anonym; laut Žigon handelte es sich bei ihm aber um Balthasar Hacquet oder Gregor Schöttl.
ŽIGON, Tanja: "Wochentliches Kundschaftsblatt" - Das erste wöchentliche Blatt in Ljubljana (1775-1776), in: Zagreber Germanistische Beiträge, 12.2003, S. 231-255.
Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain, Laibach 1775. - Dank an Tanja Žigon für die Überlassung von Aufnahmen des Blatts.
Doch die genannte Nachricht kündigt auch andere Rubriken an, die für ein Intelligenzblatt weit üblicher sind, wie die Veröffentlichung von Patenten und Verordnungen, von gerichtlichen Edikten, von Versteigerungen und öffentlichen Verkäufen, von verlustig gegangenen Gegenstände, zu müthen angebotener Immobilien, Angaben zu privat vergebenen Krediten, Marktpreisen, über durchreisende Passagiere, die Nennung der Namen von Verstorbenen (im übrigen mitsamt Hausnummern). Auffällig ist, dass in dieser Aufzählung ein Punkt fehlt: Die Anzeige von privaten Verkäufen von mobilen Gegenständen; damit wird eine der am meisten charakteristischen Funktionen eines Adressbüros, nämlich als Verkaufsagentur zu dienen, nicht erfüllt. Es wäre freilich zu überprüfen, ob nicht doch private Verkaufsanzeigen im Kundschaftsblatt vorkommen. Ein Jahrgang dieses Blatts war übrigens für 2 Gulden 30 Kreuzer, die einzelne Ausgabe - ein einschichtiges Wochenblatt - für 5 Kreuzer zu haben; auswärtige LeserInnen - auch für diese sollte das Blatt Vergnügen bereiten - konnten den Jahrgang über die Post um 4 Gulden 30 Kreuzer beziehen.
Näher beschäftigt mit diesem Blatt hat sich Tanja Žigon; ihrem Eindruck nach wurde diese Publikation mit der Zeit immer mehr zu einem langweiligen, geistlosen, 'geschäftlichen Informationsorgan', erst im 2. Jahrgang wurde der Inhalt etwas attraktiver, durch die Einführung der Rubrik Polizey und durch den Abdruck spannender, märchenhafter Geschichten (S.245-247). Der Redakteur des Blatts blieb übrigens wie auch sonst zu dieser Zeit üblich anonym; laut Žigon handelte es sich bei ihm aber um Balthasar Hacquet oder Gregor Schöttl.
ŽIGON, Tanja: "Wochentliches Kundschaftsblatt" - Das erste wöchentliche Blatt in Ljubljana (1775-1776), in: Zagreber Germanistische Beiträge, 12.2003, S. 231-255.
Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain, Laibach 1775. - Dank an Tanja Žigon für die Überlassung von Aufnahmen des Blatts.
adresscomptoir -
Adressbueros - So, 29. Jul. 2007, 11:50