Klingt spannend, das von
Ö1 für 23.5.2009 (14.00-15.00) angekündigte Hörspiel von Andreas Kloner:
Die Neuigkeit verbreitet sich im sensationslüsternen Wien wie ein Lauffeuer: Am 14. Februar 1827, wenige Wochen vor dem Tod Ludwig van Beethovens, wird der allseits beliebte Weltpriester und Mathematikprofessor Johann Konrad Blank im Haus "Zur eisernen Birne" in der Johannesgasse tot aufgefunden. Sein Mörder hatte ihm eine Reihe von Hieb- und Stichwunden zugefügt. Das "Taterhebungsprotokoll" hält nüchtern fest: "Die Röcke, die Weste, das Hemd, das Ober- und Unterbeinkleid sind voll Blut und an den der Wunde entsprechenden Stellen durchgestochen."
Ein Hauptverdächtiger ist schnell gefasst. Der polnische Bonvivant und Frauenheld Severin von Jaroszynski, fast täglicher Gast im "Theater in der Leopoldstadt" und Geliebter der gefeierten Schauspielerin Therese Krones, bestreitet allerdings trotz zahlreicher Zeugenaussagen den Mord an seinem ehemaligen Lehrer.
Andreas Kloner hat 180 Jahre nach der Tat den Fall rekonstruiert und aus den bis heute vorliegenden Vernehmungsprotokollen und Zeitungsartikeln ein dokumentarisches Hörspiel montiert. Ein Stück, das neben dem authentischen Kriminalfall einen tiefen Einblick in das soziale und kulturelle Flair des Wiener Biedermeier ermöglicht (Produktion ORF 2009).
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Oesterreich - Do, 23. Apr. 2009, 08:43
Skug ist die führende österreichische Musikdiskurszeitschrift, erscheint ca. vierteljährig und galt zurecht als "die österreichische Spex" (zu Zeiten, als die Spex noch eine diskursive Hausnummer war).
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Hausnummerierung - Mi, 22. Apr. 2009, 09:18
Erst vor einem Monat trug Richard Schuberth im Rahmen einer Präsentation seines Karl Kraus-Buchs den von Kraus in der Fackel abgedruckten Gefängnisbrief Rosa Luxemburgs an Sophie Liebknecht vor, in dem Luxemburg u.a. das Leid der geknechteten Büffel eindringlich schildert. Der Brief sollte in der Folge einen Leserinnenbrief einer Innsbrucker Adeligen provozieren, auf den Kraus dann scharf antwortete. Laut
ND sind diese Texte nun in einer bibliophilen Edition zugänglich:
Kraus Karl/Luxemburg, Rosa: Büffelhaut und Kreatur. Die Zerstörung der Natur und das Mitleiden des Satirikers. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Friedrich Pfäfflin. Berlin: Friedenauer Presse, 2009, 32 S., 9.50 Euro.
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Belletristik - Di, 21. Apr. 2009, 09:07
Am
IFK hält Michael Dominik Hagel heute einen Vortrag zum Thema
Der Spiegel des Staats. Christoph Martin Wielands Reflexion der optimalen Regierung;
Science ORF vreöffentlicht dazu einen Beitrag des Referenten.
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Veranstaltungen - Mo, 20. Apr. 2009, 08:12
In den letzten Tagen habe ich mich mit den Wiener Lekturkabinetten beschäftigt, vor allem mit dem von Jakob Bianchi 1772 eingerichteten, das 1776 von Karl von Zahlheim übernommen wurde. Nach einer gedruckten Ankündigung konnte dort wer wollte, Kaffee, Chokolat, Gefrornes, oder andere Erfrischungen beim Aufwärter bestellen, weiters standen Dinte, Feder und Papier zur Vefügung; die Besucher (und Besucherinnen?) sollten nicht humsen, nicht lärmen, den Hut nicht aufsetzen, noch andere Unanständigkeiten begehen (102).
Nicht ganz korrekt einschätzen kann ich folgenden Satz:
IV. [Absatz] Alletag, nach Ankunft der Post, wird ein Zettel im Cabinet angeheftet, was an diesem Tage an Neuigkeiten vorhanden ist. (104)
Heißt das nun, dass Neuigkeiten im Sinne von politischen Nachrichten quasi in damaliger Echtzeit dem Pubikum an die Wand geheftet wurden? Oder aber, dass auf diese Weise die Titel neu eingelangter Bücher und Journale verkündet wurden?
Interessant übrigens auch, dass das Lekturkabinet beabsichtigte, mit der erst ein paar Jahre zuvor gegründeten Wiener Stadtpost zu kooperieren:
Wäre ein oder der andere Abonnent irgend geneigt, etwas über das Gewöhnliche zu bezahlen, um, mit Schonung seiner Leute, zu eigenen Stunden, in seinem Hause bedient zu werden, so wird das hiesige privilegirte kleine Postamt, gegen eine sehr mäßige Vergütung die Sorge auf sich nehmen, und jedermann auf das allergenaueste bedienen. (104)
Einrichtung des neuen LecturCabinets zu Wien im Jahr 1776, Wien 1776, zit. nach dem Faksimile bei Jesinger, Alois: Wiener Lekturkabinette. Wien: Berthold & Stempel, 1928.
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Communication - So, 19. Apr. 2009, 10:39
Klaus Bittermann hat einen Nachruf auf den Anarchisten und Durruti-Biographen Abel Paz verfasst, der zugleich eine Geschichte der deutschen Übersetzung der Paz'schen Durruti-Biographie ist. Diese erschien ja 1994 bei der
Edition Nautilus.
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Politik - Sa, 18. Apr. 2009, 11:58
Passend zu meinen
Anmerkungen zu Darnton eine in einer Dissertation von Lucia Franc gefundene Stelle aus der Realzeitung:
Unterdessen muß sich doch die Aufmerksamkeit einer guten Polizey auf alles erstrecken, und eine Art Polizeyamt ist ja das Rezensirwesen in der gelehrten Republik.
Realzeitung, 9.3.1784, Nr. 10, zit. nach Franc, Lucia: Die Wiener Realzeitung. Ein Beitrag zur Publizistik der theresianischen-josefinischen Epoche. Dissertation an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Wien: masch. Univ. Dissertation, 1953, S. 186.
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Wissenschaft - Fr, 17. Apr. 2009, 09:04
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Fotos - Do, 16. Apr. 2009, 09:21
Seit 50 Jahren gibt es das
Wienmuseum am Karlsplatz;
Ö1 sendet dazu heute (14:05-14:45) ein Live-Interview mit Direktor Wolfgang Kos.
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HistorikerInnen - Mi, 15. Apr. 2009, 09:55
Zum heutigen 70. Geburtstag von Carlo Ginzburg bringt die
SZ ein Porträt des Hexen-Historikers, das allerdings nur kostenpflichtig zugänglich ist.
[via
Perlentaucher]
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HistorikerInnen - Mi, 15. Apr. 2009, 09:35
Das von Anne und Marine Rambach 2001 veröffentlichte Buch
Les intellos précaires sorgte für ziemliche Furore (vgl. diese Rezension bei
Malmoe); im Dezember 2002 lud die
IG Externe LektorInnen und Freie WissenschafterInnen Anne Rambach zu einer Veranstaltung in Wien ein (
Folder [PDF]). Vor wenigen Tagen haben die Rambachs ein neues Buch zum Thema veröffentlicht, die Ankündigung lautet wie folgt:
Précaires de la presse ou de l’édition, enseignants ou chercheurs jetables, architectes sous-payés ou stagiaires au musée, depuis 2001, avec la sortie du livre d’Anne et Marine Rambach, ils portent un nom : les Intellos précaires. On découvrait cette population au destin paradoxal : diplômée et compétente, studieuse et créative, elle vit, pas toujours mal, dans des conditions de grande précarité : avenir incertain, revenus fluctuants, déni de droits. Malgré une couverture sociale minimale ou inexistante, les Intellos précaires continuent à exercer ces métiers qu’ils ont choisis par passion. On annonçait alors leur disparition : les baby-boomers partant à la retraite, les OS de l’intellect n’allaient pas tarder à prendre leur place et, enfin, s’embourgeoiser.
Mais non. Les plans de titularisation de la fonction publique ont fait long feu, les postes abandonnés par les jeunes retraités sont supprimés, et puis, surtout, les entreprises et les institutions ont pris goût à cette main-d’œuvre si flexible et si économique. La précarité a le vent en poupe.
Disons-le : l’intello précaire est le modèle secret du patronat. Il n’est pas précaire, il est indépendant. Il n’est pas soumis, il est professionnel. Il n’est pas sous-payé, il est compétitif. Même quand il est de gauche, il est ultra-libéral.
Reste une question : mal défendus par les syndicats et rêve inavoué du patronat, jusqu’où iront les Intellos précaires dans la soumission et la paupérisation ?
Réforme de la recherche, réforme des universités, réforme de l’audiovisuel, réforme de la presse écrite, les Intellos précaires sont au cœur de l’actualité. Le savent-ils ? Qu’en pensent-ils ? Vont-ils se faire entendre un jour ?
Rambach, Anne/Rambach, Marine: Les nouveaux intellos précaires. Paris: Stock, 2009. [
Amazon.fr,
Verlags-Info;
Besprechung vom Nouvel Obs,
Interview mit Anne Rambach bei Radio France]
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Wissenschaft - Di, 14. Apr. 2009, 08:45
Sehr schön: Letzten Dezember habe ich mit Julia Schilly vom Online-Standard einen Hausnummern-Spaziergang durch Wien unternommen; nunmehr veröffentlicht der
Standard.at eine Ansichtssache mit dem Titel
Die Vergänglichkeit von Ordnung. Den Inhalt des bislang einzigen Kommentars kann ich nur zustimmen: Es wäre tatsächlich wünschenswert, die verschiedenen Häuserverzeichnisse digitalisiert zur Verfügung zu haben, um damit schneller alte Adressen ausfindig machen zu können.
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Fotos - Di, 14. Apr. 2009, 08:33