Vom Wimmeln des Volks beim Zeitungsamt, Wien 1778
Vor kurzem wies Gerhard Ammerer in einem Artikel für das Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts wieder einmal darauf hin, was für einen Run es in Wien Ende der 1780er Jahre auf die Extrabeilagen der Wiener Zeitung gab, die über den von Joseph II. betriebenen Krieg gegen das Osmanische Reich berichteten. Ammerer zitiert aus einer 1788 erschienenen Broschüre Johann Rautenstrauchs: Ungeduldig harren nun die Bürger Wiens aus allen Klassen und Ständen [...] Tausende fragen schon Vormittags im Komtoir, ob eine Beylage erscheinen wird. (S.67)
Bereits 10 Jahre zuvor hatte ein anderer Krieg - der Bayerische Erbfolgekrieg - einen ähnlichen Ansturm ausgelöst, wie die Brünner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 29.1.1778 berichtet:
Wien, den 25 Jan. [Absatz] Sie hätten am 21 dieses sehen sollen, was das für ein Gedränge unter den Leuten war, als des Abends das hiesige Diarium ausgegeben wurde. Dieß geschah erst um 7 Uhr. Was ist das für ein Auflauf, würden Sie gesagt haben. Man wußte nämlich, daß den gewöhnlichen Zeitungsblättern auch die Kaiserlichen und K.K. allergnädigsten Manifeste, die Besitznehmung einiger Bayerschen Lande betreffend, sollten beygelegt werden. Es wimmelte alles von dem beym Zeitungsamte gehäuften Volk; und da jeder die Zeitung am ersten haben wollte, war das Zudrängen so stark, daß der sich stemmende Haufe sich den Eingang selbst verschloß. Diejenigen, welche in das Zeitungs-Expeditionsgewölbe hineingekommen waren, konnten wegen der von außen herandringenden Menge nicht mehr zur Thüre hinaus; sondern man war gezwungen, die Fenster auszuheben. Die Leute, Manns- und Weibspersonen, sprangen also mit ihrer Zeitung in der Hand zum Fenster heraus, welches ein artiges Schauspiel gab. Dieß war wohl ein neuer Weg, den gewiß vorher niemals ein Zeitungsliebhaber, bloß um der Zeitung Willen, gegangen.
Brünner Zeitung Der kaiserl. königl. privileg. Mährischen Lehenbank, Nr.8, 29.1.1778.
Moravská Zemská Knihovna, Signatur: Nov. 9.058/1778
Ammerer, Gerhard: Aloys Blumauers Gedicht "Das Lied von Belgrad. 1789" und Antikriegsliteratur im Wiener Musenalmanach, in: Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, 21.2006, S. 65-83, hier 67.
Bereits 10 Jahre zuvor hatte ein anderer Krieg - der Bayerische Erbfolgekrieg - einen ähnlichen Ansturm ausgelöst, wie die Brünner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 29.1.1778 berichtet:
Wien, den 25 Jan. [Absatz] Sie hätten am 21 dieses sehen sollen, was das für ein Gedränge unter den Leuten war, als des Abends das hiesige Diarium ausgegeben wurde. Dieß geschah erst um 7 Uhr. Was ist das für ein Auflauf, würden Sie gesagt haben. Man wußte nämlich, daß den gewöhnlichen Zeitungsblättern auch die Kaiserlichen und K.K. allergnädigsten Manifeste, die Besitznehmung einiger Bayerschen Lande betreffend, sollten beygelegt werden. Es wimmelte alles von dem beym Zeitungsamte gehäuften Volk; und da jeder die Zeitung am ersten haben wollte, war das Zudrängen so stark, daß der sich stemmende Haufe sich den Eingang selbst verschloß. Diejenigen, welche in das Zeitungs-Expeditionsgewölbe hineingekommen waren, konnten wegen der von außen herandringenden Menge nicht mehr zur Thüre hinaus; sondern man war gezwungen, die Fenster auszuheben. Die Leute, Manns- und Weibspersonen, sprangen also mit ihrer Zeitung in der Hand zum Fenster heraus, welches ein artiges Schauspiel gab. Dieß war wohl ein neuer Weg, den gewiß vorher niemals ein Zeitungsliebhaber, bloß um der Zeitung Willen, gegangen.
Brünner Zeitung Der kaiserl. königl. privileg. Mährischen Lehenbank, Nr.8, 29.1.1778.
Moravská Zemská Knihovna, Signatur: Nov. 9.058/1778
Ammerer, Gerhard: Aloys Blumauers Gedicht "Das Lied von Belgrad. 1789" und Antikriegsliteratur im Wiener Musenalmanach, in: Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, 21.2006, S. 65-83, hier 67.
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Communication - Sa, 20. Dez. 2008, 11:17