Simone Mazauric schreibt in ihrer Studie über die conférences des Bureau d'Adresse, dass es im deutschen Sprachraum kein so großes Interesse an den Vorträgen gab wie in England, wo etliche der conférences übersetzt wurden. Es gab aber sehr wohl eine Rezeption, nämlich durch den Barock-Autor Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658), der in viele seiner Texte - u.a. den Gesprächspielen - den Stoff der Vorträge einarbeitete. Auf diese Weise wurden nicht weniger als 300 der circa 400 conférences popularisiert.
Krebs, Jean-Daniel: Deutsche Barocknovelle zwischen Morallehre und Information: Georg Philipp Harsdörffer und Théophraste Renaudot, in: MLN, 103, 3/1988, S. 478–503.
Mazauric, Simone: Savoirs et philosophie à Paris dans la première moitié du XVIIe siècle. Les conférences du bureau d'adresse de Théophraste Renaudot (1633-1642). Paris: Publications de la Sorbonne, 1997, S.107, Anm.33.
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Adressbueros - So, 30. Apr. 2006, 11:39
Ingo Lauggas ist Romanist in Wien und Redakteur der Zeitschrift
Malmoe; weiters arbeitet er zur Zeit an einer Dissertation über Antonio Gramsci. Auf seiner Homepage bietet er neben Rezensionen, Interviews und Artikeln auch seine Diplomarbeit über
Leonardo Sciascia als dis-organischer Intellektueller zum Download an.
Update: Die URL der Homepage hat sich geändert.
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Theorie - Sa, 29. Apr. 2006, 13:31
Ein wunderbarer Comic:
Persepolis von Marjane Satrapi erzählt in Ich-Form die Kindheits- und Jugendjahre einer Iranerin aus einer linken Oberschichtsfamilie zur Zeit der iranischen Revolution und der Konsolidierung des islamistischen Staates; auch ihre Schulzeit in Wien wird behandelt. Ich habe das französische Original aus meiner Pariser Stadtteilbibliothek gelesen, auf deutsch ist der Comic zuerst in der Edition Moderne und dann bei Ueberreuter in zwei Bänden erschienen, der Freitag bringt Rezensionen von
Band 1 und
Band 2. Ebenfalls lesenswert: Ein - allerdings kostenpflichtiges - Interview mit der 1969 geborenen Autorin in
Spiegel Online.
Satrapi, Marjane: Persepolis 1. Eine Kindheit im Iran. Wien: Ueberreuter, 2006.
Satrapi, Marjane: Persepolis 2. Jugendjahre. Wien: Ueberreuter, 2006.
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Belletristik - Fr, 28. Apr. 2006, 11:06
... stehen ab sofort auf der Homepage des
Institut national de l'audiovisuel kostenpflichtig zur Verfügung.
Le Monde berichtet (vgl. auch
hier). Im Moment ist die Site von INA aber auf Grund des hohen Andrangs überlastet.
Am 4. Mai wird die neue Ausgabe der Literaturzeitschrift
Kolik präsentiert, es lesen Waltraud Haas, Werner Kofler, Markus Köhle und Klaus Ratschiller. [
Mehr]
Ort: Schauspielhaus/Literarischer Salon, Porzellangasse 19, 1090 Wien
Zeit: Do, 4.5.2006, 20:30
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Belletristik - Do, 27. Apr. 2006, 08:05
Die zweite Konfiguration des vierteiligen Ausstellungsprojekts Verborgene
Geschichte/n remapping Mozart wird kommenden Mittwoch eröffnet, und ich freue mich schon darauf zu sehen, was die KuratorInnen aus meinen Hausnummern-Fotos gemacht haben:
Ein Projekt von WIENER MOZARTJAHR 2006
Verborgene Geschichte/n remapping Mozart
Konfiguration II: Frisch zum Kampfe! Frisch zum Streite!
(aus Die Entführung aus dem Serail, 2. Aufzug, Nr. 13 Arie, Pedrillo)
Eine Ausstellung mit Dokumenten und künstlerischen Arbeiten
Molkereistraße 2/Max-Winter-Platz 17, 1020 Wien
Eröffnung: 3. Mai 2006, 19 Uhr
Dauer: 4. Mai 11. Juni 2006
Öffnungszeiten:
Mo geschl., Di 11 17 Uhr, Mi So 13 19 Uhr
Eine Informationsausstellung mit Dokumenten und künstlerischen Arbeiten geht Fragen nach Toleranz und Polizey, nach der Produktion von Normalität und Ausgrenzung, nach Regulierung und Protest im Österreich des Aufgeklärten Absolutismus nach und untersucht welche Rolle diese Themen bis in die Gegenwart spielen. Ein Exkurs blickt über die österreichischen Grenzen hinaus und beschäftigt sich mit Formen von Revolution und Aufständen in einem internationalen Zusammenhang.
Mit künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen von: Harun Farocki, Kein Mensch ist illegal, Initiative Minderheiten/Gamze Ongan, Andrea Komlosy, Marko Lulic, Rudi Maier, Maiz, Martha Murphy, Lisl Ponger, Oliver Ressler, Anja Salomonowitz, Hito Steyerl, Hannah Stippl, Anton Tantner, TiD (Toledo i Dertschei), Milica Tomic, Borjana Ventzislavova & Miroslav Nicic, Teun Voeten, Jun Yang, Zelimir Zilnik, u.a.
KuratorInnenführungen:
Do, 4. Mai 2006, 19 Uhr, So, 11. Juni 2006, 13 Uhr
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Ausstellungen - Do, 27. Apr. 2006, 08:03
Treffpunkt für die Parade der Prekären am 1. Mai ist in
Wien um 14 Uhr am Yppenplatz und in
Paris um 18 Uhr bei der Métro Blanche. Begleitende Lektüre dazu bringt heute die
Jungle World, u.a. diesen
Einführungstext. Seltsam nur, dass eines der möglichen Mittel gegen Prekarisierung - das Grundeinkommen - mit keinem Wort erwähnt wird. Was ich auch nicht verstehe: Warum das ganze
Euromayday heisst, wo doch Prekarisierung und der Kampf dagegen gewiss keine europäische Besonderheiten sind. Ebenfalls lesenswert: Franz Schandls Text
Das neue Prekariat.
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Arbeit - Mi, 26. Apr. 2006, 08:34
Eine Rezension in der
NZZ, nicht unbedingt euphorisch:
Dath, Dietmar: Die salzweißen Augen. Vierzehn Briefe über Drastik und Deutlichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005.
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Belletristik - Di, 25. Apr. 2006, 07:51
Findet morgen statt: Die Tagung
État et information économique de Colbert à la statistique générale de France.
Aus dem Programm:
Éric Brian: Arithmétique politique et information économique au XVIIIe siècle
Christine Lebeau: Chiffres privés ou chiffres politiques ? La publication du Bilancio de Pietro Verri (État de Milan, vers 1760)
Philippe Minard: La statistique industrielle en France et en Angleterre au XVIIIe siècle: production et usages
Guillaume Garner: État et statistique en Allemagne du XVIIIe siècle au début du XIXe siècle
Ort: 75270 Paris, 11 quai de Conti: Hôtel de la Monnaie - Amphithéâtre des Monnaies et Médailles
Zeit: Di 25.4.2006, 9.15-17.00
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Veranstaltungen - Mo, 24. Apr. 2006, 10:20
Neben der großen, quasi offiziösen Mozart-Ausstellung in der Albertina (vgl.
hier) gibt es auch ein kleineres, äusserst feines Projekt zu Mozart unter dem Titel
Remapping Mozart; die erste unter diesem Label gezeigte Ausstellung, die sich u.a. mit Orientalismus und Stereotypen in Mozarts Opern beschaeftigt, ist schon wieder vorbei, Anfang Mai startet im Wiener Stuwerviertel eine weitere Ausstellung zum Thema
Regulierungen, Rebellionen und Ausschlüsse (
mehr; sehr beeindruckend finde ich auch die nach ein bisschen Runterscrollen auftauchende Timeline 1756-1791). Thematisiert werden dabei netterweise auch die Hausnummern, und ein paar meiner Fotos werden dort zu sehen sein.
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Hausnummerierung - So, 23. Apr. 2006, 12:39
Nächste Woche findet am Wiener IFK die Tagung
"No Guarantees" - Innovative kulturwissenschaftliche Forschung unter unsicheren Bedingungen statt; das Extra der Wiener Zeitung bringt quasi als Begleitprogramm zwei Artikel zur durchaus prekären Lage der Forschung in Österreich: Zum einen ein Beitrag von
Karl Acham zur Situation junger Wissenschafter angesichts eines Dienstrechts, das fast nur mehr befristete Verträge kennt, zum anderen ein Text von
Anton Holzer, der zwei niederösterreichische Orte - Marienthal und Gugging - als Chiffren für zwei unterschiedliche Modelle von Wissenschaft nimmt.
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Wissenschaft - Sa, 22. Apr. 2006, 18:32
Süß, dass es so was noch gibt: Ein Giles Auty gibt in
The Australian dem australischen Premierminister Howard recht, der die Lehrpläne von einem angeblichen
postmodernen, schädlichen Einfluß geradezu verseucht sieht. Schlimmer noch: An all diesem postmodern-marxistischen Kram ist ein Franzose schuld:
The originator of these ideas was a French Marxist historian/philosopher who died 22 years ago and whose entire life was consumed by a corrosive hatred of the kind of conventional, middle-class, "bourgeois" values that tend to obtain in modern Western democracies such as Australia.
The man in question was Michel Foucault. Was this paragon truly the possessor of an exceptional, visionary and supremely balanced mind whose theories of life and society should be accepted by the rest of us - including parents of hundreds of thousands of children now attending Australian schools - without question?
When not exercising his supposedly superior vision of the true nature of bourgeois Western societies, Foucault was a promiscuous masochist whose areas of interest were in torture, drug-use and totally anonymous sex. His spiritual hero was the Marquis de Sade.
Wow, das ganze ist so schwachsinnig, dass es fast von Hans Ulrich "postmoderner Rattenfänger" Wehler stammen könnte; schön jedenfalls, dass Foucault immer noch so sehr die Gemüter erregen kann. [via
Foucault-L]
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Theorie - Fr, 21. Apr. 2006, 17:30
Das nenne ich lebensnahe Forschung: Im Zuge der Anti-CPE-Proteste wurde in Paris auch ein Gebäude der
EHESS besetzt, von einer Gruppe Jugendlicher, mit denen auch die wohlgesinnten EHESS-ForscherInnen den Dialog nicht aufrecht erhalten konnten. Bevor das Gebäude geräumt wurde, wurde etliches zerstört (Fotos davon auf
Flickr) und die Wände zuhauf mit mehr oder weniger politischen Graffitis bemalt. Béatrice Fraenkel, Directrice d'études an der EHESS und Leiterin des Seminars
Anthropologie der Schrift untersucht nun mit einem Team diese Graffitis, bevor sie übermalt werden; der
Freitag berichtet heute darüber, vor ihm brachte schon die
Financial Times die Geschichte.
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Politik - Fr, 21. Apr. 2006, 17:28