Danksagungen in der Wissenschaft
In der dieswöchigen Zeit schreibt Jan Plamper über Danksagungen in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und zitiert dabei einige Beispiele aus geschichtswissenschaftlichen Werken.
adresscomptoir -
Wissenschaft - So, 27. Jul. 2008, 10:39
Danke auch!
"Danksagung
Ich habe dieses Buch ganz allein geschrieben, und deshalb muß ich mich zuallererst bei mir selber bedanken. Durch meine unglaubliche Energie und meine gigantische Selbstdisziplin konnte ich wie festgebunden an meinem Schreibtisch sitzen, während ich Festmähler, Spaziergänge in der Natur, Geburten, Sonnenuntergänge und alles andere, was das sogenannte soziale Leben ausmacht, glatt verpasste. Durch meine messerscharfe Konzentrationsfähigkeit konnte ich mich während meiner Nebenjobs als Hotelrezeptionistin in meine Forschungen vertiefen, wo ich in aller Heimlichkeit unter dem Tresen Quellenliteratur studierte und gleichzeitig Stadtpläne erklärte und Schlüssel verteilte und wo ich einzelne Kapitel auf der Maschine ins reine schreib, während ich Telefongespräche mit Shanghai und Australien führte. Durch mein enormes Ego und meine ebenso große Selbstsicherheit habe ich mutterseelenallein bei meinen Büchern gesessen und war absolut zufrieden und überzeugt, das Richtige zu tun. Durch meine Begeisterungsfähigkeit und meine gute Lauen habe ich beim Schreiben den schöpferischen Funken nicht verloren und habe dieses Buch mit einem Lied auf den Lippen verfasst. Durch meine phantastische Muskelkraft konnte ich tonnenweise Bücher zwischen meiner Wohnung und der Königlichen Bibliothek hin- und herschleppen, und mit Hilfe meines Pionierinnengeistes habe ich mich in dieses noch ganz und gar unbeackerte Forschungsfeld geworfen.
Aber für alle diese Eigenschaften muß ich mich bei meiner Mutter …"
Aus: Karin Lützen: Was das Herz begehrt (Hvad hiertet begaerer). Liebe und Freundschaft zwischen Frauen. Hamburg 1990(2).