Pynchon, die Gegengeschichte und der Möglichkeitssinn
Lust auf Pynchons Gegengeschichte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts macht Sebastian Fasthuber im Standard-Album. Für ihn ist das Buch eine trotzig-traurige Feier der Möglichkeiten, die es einmal gab, die aber nicht realisiert wurden. Rückblickend leistet es die Bestandaufnahme einer Zeit, in der die Weichen für die Gegenwart gestellt wurden – und das meint: Möglichkeiten radikal beschnitten wurden. Durch die Politik, durch Technisierung, durch Konzerne, durch Krieg. "Against The Day" ist in seinem Kern deshalb ein dunkles, über weite Strecken pechschwarzes Buch, das (sich) wenig Hoffnung macht, das Gute werde noch siegen. Pynchon Leistung ist also die eines blendenden Historikers, und die Hoffnung kann ja zumindest darin liegen, dass es die Möglichkeiten wenigstens gab. Die deutsche Fassung ist jedenfalls für das Frühjahr 2008 angekündigt.
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Belletristik - Sa, 6. Jan. 2007, 09:10