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Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
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Sonntag, 22. Oktober 2006

Weltfremdheit und Wissenschaft

Im ganz allgemein sehr lehrreichen und amüsanten Campus-Knigge (vgl. hier) hat mir der Artikel von Miloš Vec zur Weltfremdheit besonders gut gefallen, noch dazu, weil dieser mit meinen - von einer Überlegung Peter Burkes inspirierten - Recherchen zur Entfamiliarisierung gut harmoniert. Aus Vecs Beitrag: Vor allen anderen Dingen müssen Studenten und Professoren weltfremd sein. Sind sie es nicht, haben sie an der Universität nichts verloren, sollten sich zum Repetitor trollen oder gleich an die FH wechseln oder gar zu einer Berufsakademie hinabsteigen. Denn die Weltfremdheit ist, wie der Soziologe Rudolf Stichweh am Rande von Ausführungen zum mittelalterlichen Universitätswesen gezeigt hat, das eigentliche Charakteristikum des Wissenschaftlers. Weltfremdheit bezeichnet demnach die Fähigkeit, "Selbstverständliches und lange Vertrautes so zu sehen, als sei es völlig unwahrscheinlich und letztlich unverständlich [...]. Die eigentliche wissenschaftliche Leistung ist, das als immer schon vertraut Erfahrene in den Modus der Fremdheit zu versetzen. Insofern könnte ein Wissenschaftler nichts Falscheres tun, als sich gegen den Vorwurf wehren, er sei 'welt-fremd'. Seine 'Welt-Fremdheit' ist schließlich seine eigentliche Begabung, und, wenn sie ihm mitgegeben ist, für ihn ein glücklicher biographischer Zufall, zugleich gewissermaßen eine 'List der Natur', Abweichungen zu erzeugen, mit denen sie sich für sich selbst durchschaubar macht."

Vec, Miloš: Weltfremdheit, in: Ders. u.a.: Der Campus-Knigge. Von Abschreiben bis Zweitgutachten. München: C.H. Beck, 2006, S. 222f

Die im Campus-Knigge nicht ausgewiesene bibliographische Angabe zu Stichweh sei hier nachgetragen:

Stichweh, Rudolf: Universitätsmitglieder als Fremde in spätmittelalterlichen und frühmodernen europäischen Gesellschaften, in: Fögen, Marie Theres (Hg.): Fremde der Gesellschaft. Historische und sozialwissenschaftliche Untersuchungen zur Differenzierung von Normalität und Fremdheit. Frankfurt am Main: Klostermann, 1991, S. 169-191, hier S. 169 f.