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Ebenfalls durchaus hörenswert,...
Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
adresscomptoir - 2022/10/25 22:33
Guardian: listed status...
Guardian: listed status für 6 Denmark Street - https://www.theguardian.co m/music/2016/mar/22/sex-pi stols-house-denmark-st-lon don-listed-status
adresscomptoir - 2022/09/09 09:53

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Oesterreich

Montag, 19. Mai 2014

Zur Kennzeichnungspflicht von PolizistInnen

Aus aktuellem, gleichermaßen traurigen und zornerregendem Anlass - die Wiener Polizei misshandelte letzten Samstag Personen, die gegen eine Nazidemo protestierten, woraufhin eine Schwangere ihr Kind verlor [Edit: letztere, u.a. in Printmedien veröffentlichte Information scheint unrichtig zu sein, was aber an der grundsätzlichen Problematik nichts ändert] - veröffentliche ich hier meinen zuletzt im Augustin erschienenen Artikel, aus dem hervorgeht, dass die um 1770 in Wien tätigen PolitikerInnen weiter waren als die heutige Innenministerin:

"Wer geschlagen hat, ist unklar geblieben."
Kleine Geschichte der Nummerierung von Polizist_innen und Gefangenen


Die Debatte um die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Polizist_innen, sei es mittels Namensschilder, Kenntlichmachung der Dienstnummer oder Anbringen einer für die Dauer eines Einsatzes vergebenen temporären Nummer, ist insbesondere in manchen deutschen Bundesländern bis heute aktuell. Welche Folgen eine mangelnde Kennzeichnung haben kann, berichtete die "tageszeitung" im April 2013 von einem in Berlin abgehaltenen Gerichtsprozess: Zwei Jahre zuvor, im Zuge der alljährlichen Demonstration zum 1. Mai, hatten in der deutschen Hauptstadt uniformierte Polizisten Kollegen in Zivil verprügelt; einer der Zivilpolizisten verklagte darauf die Uniformträger, doch wurden diese freigesprochen, weil sie gemäß Einschätzung des Gerichts nicht eindeutig zu identifizieren waren. "Der Vorfall liegt zwei Jahre zurück, aber die Zivilpolizisten sind immer noch spürbar empört. Allein, für eine Verurteilung reicht es nicht. Richterin Andrea Wilms sagt, sie habe keinen Zweifel daran, dass die richtige Einheit identifiziert wurde. Aber wer geschlagen hat -der zweite, dritte, oder vierte Beamte der Reihe -, das ist unklar geblieben." (taz, 9.4.2013)

Im Falle unbilliger Beleidigung

Nur wenigen ist bekannt, dass Maßnahmen zur Verhinderung von derlei Polizeiübergriffen schon im Wien des 18. Jahrhunderts eingeführt wurden. So registrierte der Aufklärer Friedrich Nicolai, als er 1781 die habsburgische Metropole bereiste, unter anderem die circa 300 Polizisten ("Polizeisoldaten"): "Jeder hat eine andere Nummer an dem Hute, damit er, wenn er sich etwa vergehen sollte, kann erkannt und verklagt werden." Der Schriftsteller Johann Pezzl korrigierte ihn darauf ein paar Jahre später, dass nicht die Hüte der Polizeisoldaten, sondern "deren Patrontaschen numeriert sind, damit man sie bei ihrer Stelle verklagen könne, wofern man unbilligerweise von ihnen beleidigt würde." Tatsächlich war diese Nummerierung in Wien bereits per Patent vom 2. März 1776 eingeführt worden: "Die ganze Wachmannschaft [sollte] auf ihren Patrontaschen, die sie darum in Dienstverrichtungen beständig umhaben müssen, mit ausnehmbaren messingenen Nummern unterschieden" werden, was explizit darum geschah, "damit das Beschwerdeführen vielleicht dadurch, weil der Mann von der Wache dem Beleidigten unbekannt wäre, nicht erschwert, oder unmöglich gemacht werde" und "daß dergestalt genug sein wird, anzuzeigen, man sei von dem sovielten Numero beleidiget worden."

Es war kein Zufall, dass gerade im 18. Jahrhundert ein solches Mittel eingesetzt wurde, um die zur Kontrolle der Bevölkerung eingesetzten Polizisten selbst zu kontrollieren: Die Behörden und Gelehrten dieses von Ordnung und Klassifikation so faszinierten Jahrhunderts waren geradezu besessen von der Kulturtechnik der Nummerierung. So selbstverständlich erscheint uns letztere, dass oft gar nicht in den Blick kommt, dass es sich dabei um eine Technik handelt, die erst einmal angewandt und durchgesetzt werden musste. Die Nummern sollten der Identifizierung und Verwaltung der von ihnen bezeichneten Objekte und Personen dienen, Häuser, Spitalsbetten, Fiaker, Kunstgegenstände, Regimenter, Laternen und selbst Töne wurden nummeriert, wenn sich auch im letzteren Fall derlei Ziffernnotationen nicht durchsetzen konnten.

Von der Haftnummer zum Modelabel

Auch manchen Menschen wurden Nummern zu deren besseren Kontrolle verpasst, den französischen Straßenhändler_ innen genauso wie den Lastträger_innen in den Häfen, in Wien wiederum wurden spätestens ab 1773 die Postbot_innen der sogenannten "Kleinen Post" - der Stadtpost -nummeriert. Dass kurz darauf auch die Polizisten auf diese Weise identifiziert wurden, mag mit dem aufgeklärt-etatistischen Klima der "Ersten Wiener Moderne" zusammenhängen, das vor Kritik an Amtsträger_innen nicht Halt machte; dazu kam noch, dass die obendrein sehr schlecht bezahlten Angehörigen der verschiedenen Wiener Sicherheitsorgane als besonders verrufen galten und wiederholt Anlass zur Klage boten.

Als Pendant zu den Nummern der Polizist_innen können die an Gefangenen vergebenen Sträflingsnummern betrachtet werden; Victor Hugo drohte zum Beispiel 1851 im Zuge der Proteste gegen den Staatsstreich des Louis Bonaparte einem gegnerischen General, der nicht bereit war, seinen Namen preiszugeben, mit den Worten: "Gleichviel, Ihren Namen als General brauche ich nicht zu wissen, aber ich werde Ihre Nummer als Sträfling wissen."

Eine verblüffende Wandlung sollte die Gefangenennummer des jüngst verstorbenen Nelson Mandela erfahren: Dieser stellte seine auf der Gefängnisinsel Robben Island zugewiesene Sträflingsnummer 46664 der wohltätigen, unter anderem gegen die Verbreitung von Aids kämpfenden "Nelson Mandela Foundation" zur Verfügung; diese wiederum vergab eine Lizenz zu deren Verwendung an das südafrikanische Unternehmen "Seardel", das die Nummer daraufhin zur Bezeichnung einer Modelinie - 466/64 - verwendete; womit der wohl nicht allzu häufige Fall eintrat, dass eine Gefangenennummer zu einem Markennamen wurde.

Zuerst veröffentlicht im Augustin, Nr. 363, 19.3.2014, S. 14.

Der Gesetzestext von 1776 ist übrigens hier nachzulesen: http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=tgb&datum=1780&page=632&size=45

Freitag, 9. Mai 2014

Mies, mieser, Falter

So tief kann das Niveau der österreichischen Medien nicht sein, dass es nicht vom Falter (Nr. 19/2014, Print S.18) unterschritten wird: In seiner aktuellen Ausgabe hetzt er in Krone-Manier gegen das Kulturzentrum Amerlinghaus und bedient das Feindbild vom jüdisch-bolschewistischen Geschäftemacher. Vgl. eine erste Stellungnahme dazu im Akin-Weblog.

Montag, 28. April 2014

Lektüreempfehlung an ungewohnter Stelle

Sehr löblich, orf.at erinnert an den einen Schriftsteller und sein Werk, dessen Lektüre die Konsultation all jener Tonnen an 1.WK-Schmonzetten, mögen ihre Autoren Clark oder Rauchensteiner heißen, zu ersetzen vermag: Karl Kraus.

Donnerstag, 17. April 2014

Lob des Augustin / Fest der Znaimer Gurke

Der Augustin, die erste österreichische Boulevardzeitung, ist wirklich das erfreulichste Printmedium in Österreich, was durch die aktuelle Ausgabe wieder bestätigt wird. Und wie schön, es findet sich drinnen einen Beitrag über die Znojemská okurka, die Znaimer Gurke! Dies gibt mir übrigens - wohl exklusiv für den deutschen Sprachraum - die Gelegenheit, den Termin für das diesjährige Fest der Znaimer Gurke anzukündigen: Das Slavnosti okurek findet nämlich in Znjomo am 1. und 2.8.2014 statt!

Mittwoch, 2. April 2014

NS-Thematisierung im frühen österreichischen Fernsehen

Der Standard veröffentlicht heute ein Interview mit der Historikerin Renée Winter, die untersucht hat, wie der ORF in den Jahren nach seiner Gründung 1955 die NS-Herrschaft thematisierte.

Sonntag, 12. Januar 2014

Die Fleischer gedenken der Schlächter

In diesen großen Zeiten gibt es dem fröhlichen Erinnern an den WK I kein Entkommen - "Moi, mon colon, cell' que j' préfère, C'est la guerr' de quatorz'-dix-huit !" singt Georges Brassens -, da kann auch das Adresscomptoir nicht abseits stehen, voilà ein Fundstück aus dem Eingangsbereich des Hauses Wien 1, Hegelgasse 8, in dem die Fleischer ökonomischer Weise auch gleich der Schlächter des folgenden Weltkriegs gedenken:

Fleischer_WienHegelg8

Samstag, 23. November 2013

Drei Diplomarbeiten zur Geschichte Wiens in der Frühen Neuzeit

Am Hochschulschriftenserver der Universität Wien stehen u.a. folgende Diplomarbeiten zur Geschichte Wiens in der Frühen Neuzeit zum Download bereit:

Maurer, Maximilian: Das Hofquartierwesen am Wiener Hof in der Frühen Neuzeit. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013.
http://othes.univie.ac.at/25538/

Klement, Rita: Das Wiener Alltagsleben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Spiegel des Wienerischen Diariums. Diplomarbeit, Universität Wien, 2012.
http://othes.univie.ac.at/23600/

Hubmayer, Thomas: Hieronymus Löschenkohl im Kontext der Kultur- und Sozialgeschichte des Josephinismus. Diplomarbeit, Universität Wien, 2012.
http://othes.univie.ac.at/24165/

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Princip in Theresienstadt

Die aktuelle Ausgabe der Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft veröffentlicht einen Aufsatz von Hans Hautmann über Gavrilo Princip in Theresienstadt (PDF), der nicht nur die antiserbischen Pogrome nach dem Attentat von 1914, sondern auch das weitere Schicksal der Attentäter behandelt, deren skandalöse Haftbedingungen einem Todesurteil gleichkamen. Am Schluss geht Hautmann auf einen Prozess ein, der 1918 gegen die zwei Wachsoldaten Franz Weichenhein und Rudolf Bednar geführt wurde; diesen wurde vorgeworfen, anlässlich der Überstellung zweier Attentäter in ein anderes Gefängnis mit letzteren fraternisiert zu haben. Hier nur eine kleine Korrektur: Hautmann zitiert in diesem Zusammenhang einen Artikel aus der Arbeiter-Zeitung vom 8.5.1918; richtig wäre der 4.5.1918.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Wahlfazit von Walter Baier

Walter Baier hat für die Rosa Luxemburg Stiftung eine Kurzanalyse der österreichischen Wahlen verfasst und kommt zu folgendem Schluss:
Die ÖsterreicherInnen haben am 29. September tatsächlich paradox gewählt. Sie haben ihre Unzufriedenheit mit der neoliberalen Politik der Koalition durch die Stärkung neoliberaler Parteien ausgedrückt, und werden daher noch mehr neoliberale Politik bekommen. Die deutschnationale, rassistische FPÖ bleibt in Lauerstellung.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Zwei Nachlesen zu den österreichischen Wahlen

1) Thomas Schmidinger in der Wiener Zeitung

Viele FPÖ-Wähler in der Obersteiermark wählten wahrscheinlich bei den vergangenen Landtagswahlen die KPÖ und wären für ein populäres linkes Projekt mobilisierbar und langfristig auch politisierbar. Wenn es denn so eine Linke gäbe, die sich dieser Wähler denn auch annehmen würde. Aber Jahrzehnte der Depolitisierung der Sozialdemokratie haben hier eine verbrannte Erde hinterlassen.
(...)
Gäbe es also ein gutes Angebot einer linken Alternative für diese von der SPÖ frustrierten Wähler, dann wäre hier durchaus ein Einzug in den Nationalrat wahrscheinlich. Eine solche Alternative könnte maßgeblich dazu beitragen, den Höhenflug der FPÖ zu stoppen.


2) schmetterlingssammlung:

Die FPÖ überzeugt das wahlberechtigte (in diesem Fall besonders wichtig zu erwähnen, denn große Teile dieser Schicht sind von den Wahlen ausgeschlossen) Proletariat für sich. Das liegt nicht daran, dass die Arbeiter_innen alle so blöd oder genuin rassistisch mit geschlossenem Weltbild sind. Es liegt daran, dass die FPÖ die soziale Frage thematisiert. (...) sie kanalisiert den Protest und führt ein eigenes Narrativ in die soziale Frage hinein, indem sie sie rassistisch erklärt.

Es gibt keine linken Medien in Österreich, außer vielleicht den Augustin. Standard und Falter sind liberal, nicht links. Das haben sie oft genug bewiesen. Die sind zwar auch ganz empört, wenn es um die FPÖ geht, aber sie übernehmen ihre Narrative. (...) Wenn es eine linke Zeitung gäbe, wäre vieles einfacher, so bleiben linke Stimmen stumm. (...)

Wenn niemand das thematisiert, was die FPÖ (authentisch) thematisiert; wenn niemand sieht, dass es den Meisten eben nicht superleiwand geht; wenn niemand sich analytisch mit Rechtsextremismus beschäftigt und wenn niemand linken Antworten auf die Krise zu einer Stimme verhilft, dann ist es eine schöne Chuzpe, FPÖ-Wähler_innen als irrationale Trottel zu bezeichnen. Sie wählen so, nicht weil sie moralisch so verkommen sind, sondern weil sie glauben, dass das am meisten ihren Interessen entspricht. Das ist bitter, aber das einzugestehen steht ganz, ganz vorne in einer ersten Analyse.