Museum und Gewalt
Allerdings ein hörenswerter Radiobeitrag, den Tanja Malle da für Ö1 (Sendung Salzburger Nachtstudio, 25.6.2008, 21.01-22.00, MP3 steht im Rahmen des Ö1-Downloadabos zur Verfügung) zum Thema Dokument der Kultur - Ort der Barbarei. Über das Verhältnis von Museum und Gewalt gestaltet hat. Anlass dafür war die gleichnamige, im Mai in Drosendorf stattgefundene Schreibwerkstatt des Forum für Museologie und visuelle Kultur am IFF, die auch einen umfangreichen Reader zum Thema (PDF, 30 MB) zur Verfügung stellt.
Aus der Ankündigung der Sendung:
Entgegen seinem Selbst- und Fremdbild ist das Museum "niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein", diagnostizierte der Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Walter Benjamin. Denn Gewalt ist für die Entstehung von Museen ebenso konstitutiv wie für ihre Sammel- und Ausstellungspolitik.
So war eines der frühesten bürgerlichen Museen, der Pariser Louvre, nicht nur Nutznießer von Bilderstürmen, Revolutions- und Eroberungskriegen, sondern zugleich auch Auftraggeber für Beutekunst.
Völkerkundemuseen entstanden beispielsweise in der Folge von kolonialer Ausplünderung und Völkermord, naturhistorische und technische Museen in der Folge von sozialen Umwälzungen und der Zerstörung der Natur. Geschichts- und Heimatmuseen sind wiederum des Öfteren ein Hort aggressiver und nationalistischer Propaganda.
Bis heute noch weniger offensichtlich ist die strukturelle Gewalt der Museumspraxis: Ausstellungen dokumentieren und vermitteln Strategien der Ausgrenzung durch Auswahl und Klassifikation von Objekten und verschleiern zugleich oft deren gewalttätige Geschichten der Aneignung.
Aus der Ankündigung der Sendung:
Entgegen seinem Selbst- und Fremdbild ist das Museum "niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein", diagnostizierte der Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Walter Benjamin. Denn Gewalt ist für die Entstehung von Museen ebenso konstitutiv wie für ihre Sammel- und Ausstellungspolitik.
So war eines der frühesten bürgerlichen Museen, der Pariser Louvre, nicht nur Nutznießer von Bilderstürmen, Revolutions- und Eroberungskriegen, sondern zugleich auch Auftraggeber für Beutekunst.
Völkerkundemuseen entstanden beispielsweise in der Folge von kolonialer Ausplünderung und Völkermord, naturhistorische und technische Museen in der Folge von sozialen Umwälzungen und der Zerstörung der Natur. Geschichts- und Heimatmuseen sind wiederum des Öfteren ein Hort aggressiver und nationalistischer Propaganda.
Bis heute noch weniger offensichtlich ist die strukturelle Gewalt der Museumspraxis: Ausstellungen dokumentieren und vermitteln Strategien der Ausgrenzung durch Auswahl und Klassifikation von Objekten und verschleiern zugleich oft deren gewalttätige Geschichten der Aneignung.
adresscomptoir -
Ausstellungen - So, 29. Jun. 2008, 21:46