Die Orientierungsnummerierung - ein französisches System?
Das heute gebräuchlichste System der Hausnummerierung ist jenes, bei dem die geraden Nummern auf den Häusern der einen und die ungeraden Nummern auf den Häusern der anderen Straßenseite verlaufen; zuweilen wird es als französisches System bezeichnet, (1) wurde es doch 1805 in Paris eingeführt (2) und verbreitete es sich von da aus im Laufe des 19. Jahrhunderts in viele andere Städte. Doch stammt diese Form der Nummerierung wirklich aus Frankreich? Der US-amerikanische Geograph John Pinkerton legt in seinem Reisebericht aus dem napoleonischen Paris anderes nahe: Als er sich Anfang des 19. Jahrhunderts dort aufhält, ist noch die während der Revolution eingeführte, sektionsweise Nummerierung in Verwendung, die die Orientierung sehr erschwert. Pinkerton kennt eine Alternative: Die beste Methode hierinn ist ohnstreitig die in den americanischen Städten eingeführte: alle Häuser auf einer Seite der Strasse mit geraden, und die auf der andern mit ungeraden Zahlen zu bezeichnen, wodurch man den Augenblick in Ausrichtung seiner Gewerbe sich auf den rechten Fleck gewiesen sieht. (3) - Vielleicht stammt also das französische System aus den USA!
(1) Merruau, Ch.: Rapport sur la nomenclature des rues et le numérotage des maisons de Paris. Paris: Mourgues Frères, o.D. [ca. 1860], S. 48.
(2) Pronteau, Jeanne: Les Numérotages des Maisons de Paris du XVe Siècle à nos Jours. (=Publications de la sous-commission de recherches d'histoire municipale contemporaine; VIII). Paris: o. V., 1966, S. 99-133; vgl. auch Benjamin, Walter: Das Passagen-Werk. (=Gesammelte Schriften Bd.V) Frankfurt am Main: Suhrkamp stw 935, 1991, Bd.V.1, S. 644, 648.
(3) Pinkerton, John: Neologie, in: Ders./Mercier, Sebastien/Cramer, Carl-Friedrich: Ansichten der Hauptstadt des französischen Kayserreichs vom Jahre 1806 an. Amsterdam: Kunst- und Industrie-Comptoir, 1807-1808, 2 Bände, hier Bd. 1, S. 100; englisches Original: Pinkerton, John: Recollections of Paris, in the years 1802-3-4-5. London: Longman, Hurst Reese and Orme, 1806, 2 Bände, hier Bd. 1 [Gallica] , S. 47: The best plan is doubtless that pursued in American cities, which is to give all the odd numbers on one side of the street, and the even on the other, which lends every possible expedition to the research.
(1) Merruau, Ch.: Rapport sur la nomenclature des rues et le numérotage des maisons de Paris. Paris: Mourgues Frères, o.D. [ca. 1860], S. 48.
(2) Pronteau, Jeanne: Les Numérotages des Maisons de Paris du XVe Siècle à nos Jours. (=Publications de la sous-commission de recherches d'histoire municipale contemporaine; VIII). Paris: o. V., 1966, S. 99-133; vgl. auch Benjamin, Walter: Das Passagen-Werk. (=Gesammelte Schriften Bd.V) Frankfurt am Main: Suhrkamp stw 935, 1991, Bd.V.1, S. 644, 648.
(3) Pinkerton, John: Neologie, in: Ders./Mercier, Sebastien/Cramer, Carl-Friedrich: Ansichten der Hauptstadt des französischen Kayserreichs vom Jahre 1806 an. Amsterdam: Kunst- und Industrie-Comptoir, 1807-1808, 2 Bände, hier Bd. 1, S. 100; englisches Original: Pinkerton, John: Recollections of Paris, in the years 1802-3-4-5. London: Longman, Hurst Reese and Orme, 1806, 2 Bände, hier Bd. 1 [Gallica] , S. 47: The best plan is doubtless that pursued in American cities, which is to give all the odd numbers on one side of the street, and the even on the other, which lends every possible expedition to the research.
adresscomptoir -
Hausnummerierung - Sa, 14. Okt. 2006, 11:56