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Ebenfalls durchaus hörenswert, die in der Diagonal-Ausgabe...
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Die Sorge der Militärs um die Kinder - 2

Im Falle des niederösterreichischen Viertels unter dem Manhartsberg monieren die Militärs, dass die Kinder zu klein wären; verantwortlich dafür machen sie Armut, und schlechte Nahrung sowie den Umstand, dass die Kinder zu früh zur Arbeit herangezogen werden.1 Dieser Diagnose wird von der politischen Seite widersprochen: Das schlechte Wachsthum der Kinder rühre nicht von der harten Arbeit, sondern von der Disposition der Eltern her, behauptet das dort ansässige Kreisamt; auch die niederösterreichische Regierung will nichts Negatives an der Kinderarbeit sehen: Im Gegenteil, die Arbeit stärcke, wenn sie nicht übermässig, nicht zu fruh, und mit guter Nahrung begleitet wäre. Sehr wohl aber ist die Regierung bereit, zuzugestehen, dass Elend und Noth sowie ausbleibender Schulunterricht Faktoren seien, die verhindern, ein schönes wohlgewachsenes Volk anzutreffen.2 – Bemerkenswert ist, dass die Militärs in ihrer Ursachenforschung bereit sind, weiter zu gehen als die Angehörigen der lokalen staatlichen Verwaltung, die ja oft eng mit den Vertretern des feudalen Grundbesitz kooperieren. Es gibt mehrere solcher Beispiele, wo Militärs und politische Zivilverwaltung in Konflikt geraten. Der Hintergrund für diese Sorge um das Wachstum der Kinder ist naheliegenderweise militärischer Natur: Die Armee braucht körperlich geeignete Soldaten und deswegen entwickeln zumindest manche Militärs ein Interesse an den Ursachen mangelnden Körperwachstums; es gilt, was Otto Büsch für den Fall des preußischen Militärs festgestellt hat: „Der ‚Bauernschutz‘ erklärt sich so nicht zuletzt als ein Soldatenschutz“.3


(1) Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien, Bestand Hofkanzlei, IV A 8 Niederösterreich, Kt. 501, 54 ex November 1771: Vortrag des Hofkriegsrats, 10.10.1771; ediert bei HOCHEDLINGER, MICHAEL/TANTNER, ANTON (Hg.): „der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig“. Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1770–1771. (=Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs; Sonderband 8). Wien: Studienverlag, 2005, S. 105.
(2) AVA, Hofkanzlei, IV M 1 Niederösterreich, Kt. 1326, 344 ex Jänner 1773: Vortrag der Hofkanzlei, 9.1.1773.
(3) BÜSCH, OTTO: Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713–1807. Die Anfänge der sozialen Militarisierung der preußisch-deutschen Gesellschaft. (=Veröffentlichungen der Berliner historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin; 7). Berlin: Walter de Gruyter, 1962, S. 61.