Die Sorge der Militärs um die Kinder - 1
Eine besondere Sorge zeitigen die an der Seelenkonskription von 1770/72 beteiligten Militärs um das Wohlergehen der Kinder: In Kärnten, so die zu diesem Land verfassten Politischen Anmerkungen, ist die geringe Zahl der Bevölkerung schuld daran, dass die Kinder von ihren zur Feldarbeit schreitenden Eltern schon in den frühesten Jahren in der Hube allein zurückgelassen werden; die dermassen unbeaufsichtigten Kleinkinder [ziehen] sich dann durch Schreyen, Fallen, und dergleichen allerley Leibesgebrechen [zu]. Bei vielen von ihnen herrschen Einfalt und Tumheit; diese treten zumeist deswegen zu Tage, weil die von ihnen betroffenen Kinder außerehelich zur Welt gekommen sind; aber auch bei ehelichen Kinder sind diese Übel anzutreffen, weil es an erster Erziehung und an dem Unterricht fehle.1
Seitens der Hofkanzlei wird das Problem der mangelnden Betreuung der Kinder durchaus zur Kenntnis genommen: Ein fast allgemeines Gebrechen sei es, dass die Kinder öfters schon in ihrer zartesten Jugend kripelhaft werden; die Abhilfe falle um so beschwerlicher, da die wenigsten Unterthanen (...) zu Versorgung ihrer Kinder einen eigenen Dienstbothen zu halten [vermögen]; auch könne bei nöthigen Feld- und anderer Arbeit das Weib nicht bey Hauß [ge]laßen werden. Was aber zumindest geschehen könne, sei, dass die Eltern durch die Pfarrer und Seelsorger zu besserer Besorgung ihrer Kinder allerdings zu ermahnen, und anzueifern seyn würden.2
(1) Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv (KA), Wien, Bestand Hofkriegsrat (HKR) 1771/74/616: Vortrag des Hofkriegsrats, 16.1.1771, f. 6v–7r; ediert bei HOCHEDLINGER, MICHAEL/TANTNER, ANTON (Hg.): „der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig“. Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1770–1771. (=Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs; Sonderband 8). Wien: Studienverlag, 2005, S. 21.
(2) Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien, Bestand Hofkanzlei, IV A 8 Innerösterreich, Kt. 499, 82 ex Oktober 1772: Vortrag der Hofkanzlei, 14.8.1772, f. 62r–v.
Seitens der Hofkanzlei wird das Problem der mangelnden Betreuung der Kinder durchaus zur Kenntnis genommen: Ein fast allgemeines Gebrechen sei es, dass die Kinder öfters schon in ihrer zartesten Jugend kripelhaft werden; die Abhilfe falle um so beschwerlicher, da die wenigsten Unterthanen (...) zu Versorgung ihrer Kinder einen eigenen Dienstbothen zu halten [vermögen]; auch könne bei nöthigen Feld- und anderer Arbeit das Weib nicht bey Hauß [ge]laßen werden. Was aber zumindest geschehen könne, sei, dass die Eltern durch die Pfarrer und Seelsorger zu besserer Besorgung ihrer Kinder allerdings zu ermahnen, und anzueifern seyn würden.2
(1) Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv (KA), Wien, Bestand Hofkriegsrat (HKR) 1771/74/616: Vortrag des Hofkriegsrats, 16.1.1771, f. 6v–7r; ediert bei HOCHEDLINGER, MICHAEL/TANTNER, ANTON (Hg.): „der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig“. Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1770–1771. (=Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs; Sonderband 8). Wien: Studienverlag, 2005, S. 21.
(2) Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien, Bestand Hofkanzlei, IV A 8 Innerösterreich, Kt. 499, 82 ex Oktober 1772: Vortrag der Hofkanzlei, 14.8.1772, f. 62r–v.
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Socialpolitik - Mi, 9. Mai. 2007, 09:29