Ö1-Diagonal über Edward Snowden
Heute auf Ö1-Diagonal (14.3.2015, 17:05-19:00):
Zur Person Edward Snowden. Whistleblower, Held und Verräter.
Präsentation: Ines Mitterer
Er hatte gut verdient, einen, wie er selbst sagt, "komfortablen Job" und ein Haus auf Hawaii. Das alles hat er vor zwei Jahren aufgegeben, als er einem Journalisten und einer Dokumentarfilmerin erzählte, woran er gearbeitet hatte: an Programmen zur weltweiten Überwachung der Internet-Kommunikation im Auftrag des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA.
Seitdem ist Edward Snowden auf der Flucht, und dass er sich ausgerechnet in Putins Russland aufhält, wird ihm von vielen angekreidet - doch mehr als ein Dutzend westliche Staaten wollten ihm kein Asyl gewähren, und Ecuador, das dazu bereit gewesen wäre, wurde von den USA mit dem Entzug von Handelserleichterungen bedroht. Die Freie Universität Berlin hat ihn zu ihrem Ehrenmitglied gemacht, er hat den Alternativen Nobelpreis und die Carl-von-Ossietzky-Medaille erhalten, doch für den Wiener Mathematiker Rudolf Taschner ist er der "Heiland der notorischen Amerika-Hasser".
"Diagonal" zeichnet nach, was in den vergangenen zwei Jahren über die weltweiten Überwachungssysteme bekannt geworden ist, beschreibt, wie der investigative Journalismus bedroht ist und würdigt die Rolle von Whistleblowern.
Inhaltsverzeichnis
Sammler und Jäger
Diese Woche ist bekannt geworden, dass die National Security Agency auch österreichische UPC Kunden mit chello.at-Mail-Adresse im Visier hatte oder hat. Das sind mehr als 400.000 Internetkunden in Österreich, deren Daten jetzt in den riesigen Speichern der NSA gelandet sind und dort gelagert werden bis zum Sanktnimmerleinstag. Die NSA interessiert sich also bei uns nicht nur für internationale Einrichtungen wie die OPEC oder die Atomenergiebehörde - was wir schon aus Snowden-Dokumenten erfahren haben - sondern auch für Sie und mich. Sonja Bettel schildert die Tragweite der Snowden-Enthüllungen bis heute.
"Ich bin eine Hauskatze"
Das sagt Ed Snowden über sich. Und das ist auch gut so. Sonst würde der derzeit im russischen Exil lebende Whistleblower wohl seinen Auslauf vermissen. Snowdens Spielraum ist klein: Er hat keinen Pass, darf nicht ausreisen und schon gar nicht nach Hause, wo ihn ein Prozess und wohl einige Jahrzehnte Haft erwarten würden. Aufgeben werde er deswegen nicht, hat er sich vorgenommen. Er lernt schon einmal russisch. Wie Snowden Russland und Russland Snowden sieht, berichtet von dort Christian Lininger.
Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt!
... darf aber nicht sagen, von wem. Whistleblower bleiben aus gutem Grund anonym. Sie können so gut wie nirgends auf dieser Welt auf einen fairen Prozess hoffen. Ihr Sprachrohr sind Journalisten. Bei Snowden waren das Glenn Greenwald vom britischen "Guardian" und die Filmemacherin Laura Poitras. Wie können aber Journalisten ihre Quellen schützen? Schlecht bis gar nicht, weiß Tanja Malle - vor allem wenn es um Fragen "nationaler Sicherheit" geht.
Gut gepfiffen, Löwe
Geheimdienste haben es naturgemäß nicht gerne, wenn ihre Geheimnisse ans Tageslicht kommen. Sollte es jemanden also einfallen, auf Missstände innerhalb der "Organisation" aufmerksam machen zu wollen, dann wehe ihm oder ihr. Statt diejenigen, denen unsere Privatsphäre so egal ist wie nur, trifft die Härte des Gesetzes dann oft die Whistleblower. Im übelsten Fall landen sie jahrzehntelang im Gefängnis. Doch selbst, wenn sie davonkommen, ist der psychische Druck so groß, dass Leben daran zugrunde gehen können, wie zwei britische Whistleblower Sonja Bettel erzählt haben.
Jedem sein Geheimpapier
Seit Snowdens Enthüllungen machen inzwischen doch auch einige Privatpersonen und Firmen das, was früher nur Organisationen gemacht haben, die über Hochvertrauliches kommuniziert haben: Sie verschlüsseln ihre Nachrichten. Sie, ja Sie können ihren E-Mail-Verkehr für die NSA uneinsehbar machen, genauso wie Ihre Spuren im WWW verschwinden lassen. Das klingt nicht nur attraktiv, das stärkt auch die Zivilgesellschaft. Tanja Malle erklärt, warum.
Kleinmöbel und Musik
Günter Hack, Autor, Journalist und früher Leiter der ORF Futurezone, erklärt in einem Studiogespräch, warum er die Netzutopie der glücklichen Internetfrühzeit für gescheitert hält, das World Wide Web aber trotzdem einfach "schön" ist; Robert Rotifer macht sich in London ein Bild über die von der Regierung angeordnete Zerstörung der Festplatten beim "Guardian", auf denen die Informationen von Edward Snowden gespeichert waren; und Tanja Malle war damals am Flughafen in Schwechat dabei, als die USA das Präsidentenflugzeug von Evo Morales zum Landen zwangen, weil sie vermuteten, er hätte einen blinden Passagier namens Snowden an Bord.
Gestaltung: Ines Mitterer
Zur Person Edward Snowden. Whistleblower, Held und Verräter.
Präsentation: Ines Mitterer
Er hatte gut verdient, einen, wie er selbst sagt, "komfortablen Job" und ein Haus auf Hawaii. Das alles hat er vor zwei Jahren aufgegeben, als er einem Journalisten und einer Dokumentarfilmerin erzählte, woran er gearbeitet hatte: an Programmen zur weltweiten Überwachung der Internet-Kommunikation im Auftrag des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA.
Seitdem ist Edward Snowden auf der Flucht, und dass er sich ausgerechnet in Putins Russland aufhält, wird ihm von vielen angekreidet - doch mehr als ein Dutzend westliche Staaten wollten ihm kein Asyl gewähren, und Ecuador, das dazu bereit gewesen wäre, wurde von den USA mit dem Entzug von Handelserleichterungen bedroht. Die Freie Universität Berlin hat ihn zu ihrem Ehrenmitglied gemacht, er hat den Alternativen Nobelpreis und die Carl-von-Ossietzky-Medaille erhalten, doch für den Wiener Mathematiker Rudolf Taschner ist er der "Heiland der notorischen Amerika-Hasser".
"Diagonal" zeichnet nach, was in den vergangenen zwei Jahren über die weltweiten Überwachungssysteme bekannt geworden ist, beschreibt, wie der investigative Journalismus bedroht ist und würdigt die Rolle von Whistleblowern.
Inhaltsverzeichnis
Sammler und Jäger
Diese Woche ist bekannt geworden, dass die National Security Agency auch österreichische UPC Kunden mit chello.at-Mail-Adresse im Visier hatte oder hat. Das sind mehr als 400.000 Internetkunden in Österreich, deren Daten jetzt in den riesigen Speichern der NSA gelandet sind und dort gelagert werden bis zum Sanktnimmerleinstag. Die NSA interessiert sich also bei uns nicht nur für internationale Einrichtungen wie die OPEC oder die Atomenergiebehörde - was wir schon aus Snowden-Dokumenten erfahren haben - sondern auch für Sie und mich. Sonja Bettel schildert die Tragweite der Snowden-Enthüllungen bis heute.
"Ich bin eine Hauskatze"
Das sagt Ed Snowden über sich. Und das ist auch gut so. Sonst würde der derzeit im russischen Exil lebende Whistleblower wohl seinen Auslauf vermissen. Snowdens Spielraum ist klein: Er hat keinen Pass, darf nicht ausreisen und schon gar nicht nach Hause, wo ihn ein Prozess und wohl einige Jahrzehnte Haft erwarten würden. Aufgeben werde er deswegen nicht, hat er sich vorgenommen. Er lernt schon einmal russisch. Wie Snowden Russland und Russland Snowden sieht, berichtet von dort Christian Lininger.
Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt!
... darf aber nicht sagen, von wem. Whistleblower bleiben aus gutem Grund anonym. Sie können so gut wie nirgends auf dieser Welt auf einen fairen Prozess hoffen. Ihr Sprachrohr sind Journalisten. Bei Snowden waren das Glenn Greenwald vom britischen "Guardian" und die Filmemacherin Laura Poitras. Wie können aber Journalisten ihre Quellen schützen? Schlecht bis gar nicht, weiß Tanja Malle - vor allem wenn es um Fragen "nationaler Sicherheit" geht.
Gut gepfiffen, Löwe
Geheimdienste haben es naturgemäß nicht gerne, wenn ihre Geheimnisse ans Tageslicht kommen. Sollte es jemanden also einfallen, auf Missstände innerhalb der "Organisation" aufmerksam machen zu wollen, dann wehe ihm oder ihr. Statt diejenigen, denen unsere Privatsphäre so egal ist wie nur, trifft die Härte des Gesetzes dann oft die Whistleblower. Im übelsten Fall landen sie jahrzehntelang im Gefängnis. Doch selbst, wenn sie davonkommen, ist der psychische Druck so groß, dass Leben daran zugrunde gehen können, wie zwei britische Whistleblower Sonja Bettel erzählt haben.
Jedem sein Geheimpapier
Seit Snowdens Enthüllungen machen inzwischen doch auch einige Privatpersonen und Firmen das, was früher nur Organisationen gemacht haben, die über Hochvertrauliches kommuniziert haben: Sie verschlüsseln ihre Nachrichten. Sie, ja Sie können ihren E-Mail-Verkehr für die NSA uneinsehbar machen, genauso wie Ihre Spuren im WWW verschwinden lassen. Das klingt nicht nur attraktiv, das stärkt auch die Zivilgesellschaft. Tanja Malle erklärt, warum.
Kleinmöbel und Musik
Günter Hack, Autor, Journalist und früher Leiter der ORF Futurezone, erklärt in einem Studiogespräch, warum er die Netzutopie der glücklichen Internetfrühzeit für gescheitert hält, das World Wide Web aber trotzdem einfach "schön" ist; Robert Rotifer macht sich in London ein Bild über die von der Regierung angeordnete Zerstörung der Festplatten beim "Guardian", auf denen die Informationen von Edward Snowden gespeichert waren; und Tanja Malle war damals am Flughafen in Schwechat dabei, als die USA das Präsidentenflugzeug von Evo Morales zum Landen zwangen, weil sie vermuteten, er hätte einen blinden Passagier namens Snowden an Bord.
Gestaltung: Ines Mitterer
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Kontrolle - Sa, 14. Mär. 2015, 08:52