Letzten Samstag erschien prominent auf der ersten Seite der FAZ ein Kommentar, der die Pogrome von Rostock geradezu nachträglich rechtfertigte, weil sie das Ende einer - in den Augen des Kommentators - sozialromantischen Utopie des Multikulturalismus mit sich gebracht hätten. Der FAZ war dieser Kommentar so peinlich, dass sie ihn nachträglich und stillschweigend geändert hat; ich habe ihn zum Anlass genommen, auf der Homepage der FAZ einen (etwas elliptisch geratenen) Kommentar zum Kommentar abzugeben. Nicht, dass ich solche Aktionen für besonders wichtig halte, aber warum soll man nicht diese Mühe auf sich nehmen, wenn man zwei Minuten erübrigen kann. Die FAZ hat meinen Kommentar übrigens nicht freigeschalten; wurde wohl vom zuständigen Redakteur/von der zuständigen Redakteurin als nicht richtlinienkonform betrachtet (während die Verwendung des Begriffs "Zigeuner" offensichtlich richtlinienkonform ist...).
Mein Kommentar zum Kommentar:
Versagen des Journalismus
In einer bürgerlichen Demokratie gibt es keine wichtigere politische Grenzlinie als die zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus. Mit der Veröffentlichung dieses Kommentars beweist die FAZ, dass sie nicht bereit ist, diese Grenze zu ziehen, sondern in Krisenzeiten die faschistische Karte als legitim zu betrachten; wenigstens war ihr die Originalfassung des Kommentars so peinlich, dass sie ihn stillschweigend geändert hat.
Lesenswertes zum FAZ-Kommentar hat übrigens auch Tom Strohschneider im
ND veröffentlicht.
adresscomptoir -
Politik - Mo, 27. Aug. 2012, 10:18