Der Wiener Dienstmann als Suchmaschine
Vor einigen Monaten ist in den Wiener Geschichtsblättern ein Artikel von Fritz Keller zu den Dienstmännern erschienen, die in Wien seit 1862 ihre Tätigkeit als ein konzessioniertes Gewerbe ausführten. Auch sie können als menschliche Suchmaschinen betrachtet werden, mussten sie doch u.a. immer ein Häuserschema Wiens bei sich tragen (S.3); im Rückblick erzählte einer von ihnen: Wann a Fremder kumma is, dann hat man ihm glei die ganze Stadt ein bisserl erklärt, hat eahm eventuell auf a guates Viertel geführt, no natürli hat ma a mittrunken, aber net nur wegen den Wein, na überhaupt, ma hat gschaut, dass ma Kontakt mit de Leut bekommt. (S.8) Und dass Suchmaschinen selbstredend auch Kontrollfunktionen ausüben, musste Mark Twain erleben, als er bei seinem Wienbesuch von einem Dienstmann befragt wurde, warum er denn so herum stünde und ob er nicht jemanden bräuchte zum z’Haus-Führ’n oder sonst was; Twain wollte aber nur da stehen, worauf der Dienstmann zu sich sagte Dös is a Ausred, [...] der hat nix Guats im Sinn; in der Folge entstand ein regelrechter Menschenauflauf um Twain, bis er sich schließlich gegenüber einem Wachmann ausweisen musste (S.3).
Keller, Fritz: Hallo Dienstmann! Eine sozialhistorische Skizze, in: Wiener Geschichtsblätter, 62, 4/2007, S. 1–16.
Keller, Fritz: Hallo Dienstmann! Eine sozialhistorische Skizze, in: Wiener Geschichtsblätter, 62, 4/2007, S. 1–16.
adresscomptoir -
Communication - So, 10. Aug. 2008, 08:30